Die Theodizee-Frage

Warum lässt Gott das Leid in der Welt zu? Dieser Beitrag gibt Antworten auf die sogenannte Theodizee-Frage, und zwar im direkten Bezug zu den Aussagen der Botschaft Jesu. Wer den Ausführungen unvoreingenommen folgt, dem wird sich eine neue Sichtweise auf Beschwerliches, Leidvolles und Ungerechtes eröffnen.

Warum Gott das Leid auf der Welt zulässt
English Version

Vielen Menschen fällt es schwer an die Existenz eines guten Gottes zu glauben, da die Welt augenscheinlich alles andere als gut ist. Wenn tatsächlich ein Gott die Welt erschaffen hat, und wenn dieser Gott gut, allwissend oder sogar allmächtig ist, weshalb geschieht dann so viel Böses und Ungerechtes in der Welt? Weshalb greift ein allmächtiger Gott nicht ein und bringt seine Schöpfung in Ordnung? Ist Gott doch nicht allmächtig oder ist er am Ende gar ein Sadist, der die Menschen leiden und sterben sehen will? So oder ähnlich lauten die Argumente, die gegen einen Glauben an Gott, oder zumindest an einen guten Gott sprechen. Man nennt die Auseinandersetzung mit der Frage, warum Gott das Leid in der Welt zulässt, auch die Theodizee-Frage. Der Begriff Theodizee kommt aus dem Griechischen theodikía von altgriechisch theós = Gott und díkē = Gerechtigkeit. Es geht also um die Frage, inwieweit man Gott, angesichts der Ungerechtigkeit in der Welt überhaupt als gerecht betrachten kann. Oder anders gesagt, es geht um den Versuch, Gottes Handeln zu rechtfertigen.

Der folgende Beitrag gibt Antworten auf die Frage, warum Gott das Leid in der Welt nicht verhindert, und zwar im direkten Bezug zu den Aussagen der Botschaft Jesu. Wer den Ausführungen unvoreingenommen folgt, dem wird sich eine neue Sichtweise auf Beschwerliches, Leidvolles und Ungerechtes eröffnen. Und wer sich diese Sichtweise zu eigen macht, wird sein Leben neu überdenken und anders verstehen können als bisher. Tatsächlich ist eine befriedigende Antwort auf die Frage, wozu Gott das Leid in der Welt zulässt, ausschließlich auf Basis der Lehre und der Passion Jesu möglich. Keine andere Lehre gibt diese Antwort so schlüssig und überzeugend wie Jesus es tut. Finden wir zum tiefen Sinn der Lehre und der Passion Jesu, so finden wir damit auch zu einer grundlegenden Beantwortung dieser Frage. Die Beantwortung erfolgt dann allerdings nicht mehr nach einem Glaubensgrundsatz oder Dogma, sondern durch eine ganz persönliche Einsicht in die Richtigkeit der Lehre Jesu. Sie erfolgt insofern, als ihre Aussagen für schlüssig, richtig und glaubwürdig erkannt werden.

Eine Botschaft der Erlösung

Tatsächlich ist Jesus von Nazareth der erste und der einzige Lehrer, der das Problem der Theodizee sowohl in seiner Botschaft als auch in seiner Handlungsweise unmittelbar berührt. Als Erlöser kann Jesus insofern gelten, als er dieses Problem nicht nur verbal, sondern auch körperlich berührt und es in seiner Passion auf unerhörte und erschütternde Weise löst. Ob die Heilung Kranker, seine Predigt vom Reich Gottes oder aber die bereitwillige Annahme seiner Passion – alles ist Ausdruck einer Mission, die nur ein Ziel hat; nämlich das Leid der Welt durch den Geist zu überwinden. Dabei ist die Erlösung, die er den Menschen überbringt, nichts Fernes, Jenseitiges oder Zukünftiges, sondern sie geschieht unmittelbar heute, hier und jetzt, wie er sagt:

Jesus sprach: Sollte Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen und sollte er’s bei ihnen lange hinauszögern? Ich sage euch, er wird ihnen Recht schaffen, unverzüglich.

Lukas 18, 7-8

Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Amen, amen, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, die werden leben.

Johannes 5, 24-25

Die Erlösung beruht darauf, dass Jesus in seiner Lehre eine Geisteshaltung vermittelt, durch die wir, wo wir sie annehmen, mit unserem Leben wieder versöhnt werden. Dabei ist die Versöhnung mit unserem Leben die Versöhnung mit Gott selbst. Programmatisch ist hier sein Aufruf:

Ändert euren Sinn, denn das Reich Gottes ist jetzt ganz nah bei euch.

Matthäus 3,2

Das heißt: Denkt um! Seid bereit, die Einstellung eurem Leben gegenüber grundlegend zu ändern. Lasst euch von der Botschaft vom Reich Gottes berühren.

Ein universelles, allumfassendes Gottesbild

Zunächst muss man verstehen, dass Jesus in seiner Lehre ein universelles Gottesbild vermittelt. Nur auf Basis eines Gottesbildes, das alle Geschehnisse umfasst, ist eine befriedigende Beantwortung der Theodizee-Frage überhaupt möglich. Das Gottesbild Jesu ist insofern frei von negativer, menschlicher Launenhaftigkeit, wie man das in den Gott des Alten Testaments hineininterpretieren konnte, der dort auch als ein hassender und eifernder Gott beschrieben wird. Gott erweist sich in der Botschaft Jesu als ein treuer und liebender Vater. In seinem Sohn macht er uns zu Gotteskindern und setzt seine gesamte Leidenschaft daran, das verlorene Vertrauen des Menschen wiederzugewinnen. Vertrauen heißt, die Gewissheit zu erlangen, dass Gott ausnahmslos alle Dinge wirkt und uns somit alle Geschehnisse zum Besten dienen:

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.

Römer 8, 28

Allumfassend ist das Gottesbild Jesu insofern, als es unsere Begegnungen mit Freund und Feind, Freude und Leid, Schwäche und Stärke, Leben und Sterben, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit usw. als gleichbedeutend betrachtet. Das heißt, Jesus verwirft das menschlich Mangelhafte nicht mehr, sondern er verleiht ihm in seiner Botschaft eine essenzielle Bedeutung.
Das ist der neue, der außergewöhnliche und universelle Kern seiner Botschaft, dass auch das Ungeliebte unsere Liebe erfahren muss, wenn wir vollkommen sein wollen, wie er sagt:

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.« Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel; denn er lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr nur liebt, die auch euch lieben, welchen Lohn wollt ihr dafür erhalten? Tun nicht dasselbe auch die Steuereintreiber? Und wenn ihr euch nur gegenüber euren Brüdern freundlich verhaltet, was tut ihr Außergewöhnliches? Tun die Steuereintreiber nicht dasselbe? Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

Matthäus 5, 43-48

Man beachte den Schlusssatz, in dem Jesus das Wesen Gottes als vollkommen bezeichnet. Vollkommen ist, was „vollständig“ ist, also etwas, das alle Dinge ohne Unterschied umfasst und nichts ausschließt.

Gott ist vollkommen, weil er auch das Gegenteilige, nämlich den Feind, das Böse, das Leidvolle, das Ungerechte in sich einzuschließen vermag, ohne dadurch seine Existenz zu gefährden oder zu verlieren. Gott erfährt in allen Dingen eine Förderung seiner selbst, da außer Gott nichts ist.

Nur ein allumfassender und universeller Gott vermag alle Dinge zu lieben, da er durch niemanden und durch nichts behindert, verletzt oder zerstört werden kann, sondern in allen Dingen Förderung erfährt.

Wenn wir es realistisch bedenken, dann müssen wir zugeben, dass unsere menschliche Existenz auf dieser Welt ohne das Gegenteilige gar nicht möglich wäre: Ohne Tod kein Leben, ohne Schlaf kein Wachsein, ohne Dunkelheit kein Licht usw. Die ganze Wahrheit ist unteilbar: Gäbe es nur Licht, würden wir das Licht nicht als solches empfinden. Auf unser menschliches Leben bezogen heißt das: Unser eigenes Leben kann im Sinne Jesu nur vollkommen werden, wenn wir ausnahmslos alle Dinge in unser Leben einschließen: Krankheit, Schwäche, Feindschaft, Ungerechtigkeit, Scheitern, Sterben, Leid und Tod.

Überwindung des Bösen bedeutet im Sinne Jesu, den Widerspruch der Dualität, den das Leidvolle und Beschwerliche für uns darstellt, gedanklich zu überwinden.

Alle diese negativen Erscheinungen sind wesentliche Bestandteile unserer menschlichen Wirklichkeit und aus diesem Grund sollen wir sie lieben und sehnsuchtsvoll nach ihrer Bedeutung für uns suchen. Diese Suche nach Sinn und Bedeutung des Sinn- und Bedeutungslosen ist die einzige relevante Suche überhaupt, da das Gesuchte (Gott/Geist/Sinn) genauso sehnsüchtig von uns gefunden werden will – weil Geist ebenso nach uns sucht, wie wir nach Geist (Geist/Sinn) suchen.

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.

Matthäus 7,7

Lieben bedeutet hier nicht, dass wir diese Dinge an sich fördern und gut finden sollen, sondern es bedeutet, dass wir sie vertrauensvoll und bereitwillig auf uns nehmen sollen, wenn wir ihnen begegnen oder ihnen ausgeliefert sind. Denn nur durch unser vertrauensvolles und bereitwilliges Annehmen kann das bisher Gehasste und Ungeliebte Sinn und Bedeutung und somit eine tiefgreifende Wandlung erfahren.

Da sprach er zu ihnen allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten.

Lukas 9, 23-24

Ein individuelles Gottesbild – Das Objektive im Subjektiven

Auch wenn man sagen kann, dass das christliche Gottesbild ein allumfassendes und universelles ist, so beantwortet Jesus die Theodizee-Frage dennoch rein subjektiv und individuell. Das heißt, er beantwortet die Frage nach dem Leid der Welt nicht in einem politischen oder kollektiven Sinn, denn ihre Beantwortung hängt ab vom individuellen „Glauben“ – sie hängt ab von der persönlichen Einsicht und Einwilligung jedes Einzelnen in seine Botschaft.
Seine ganz persönliche Antwort auf das Leid der Welt hat uns Jesus in seiner Passion gegeben und diese Antwort gibt er jedem Einzelnen, der sie für wahr hält, glaubt und der gewillt ist, sie anzunehmen. Seine Antwort lautet:

Unrecht, Leid und Tod können für uns nur dort einen Bedeutungswandel erfahren, wo wir sie in der Gewissheit, dass allen Geschehnissen ein verborgener Sinn und eine Bedeutung innewohnt, auf uns nehmen und tragen.

Jesus willigte ein in seine Passion, weil er über die geistige Fähigkeit verfügte, auch im Wirken seiner Feinde den Willen Gottes zu erkennen:

Und ging hin ein Stück, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst.

Matthäus 26, 39

Gewissermaßen „macht“ Jesus, durch diese Einwilligung in seine Passion, Gott zur Ursache von Unrecht, Leid und Tod. Gott wiederum, der seinem Prinzip nach vollkommen ist und insofern Ursache aller Dinge sein muss, wird durch die vertrauensvolle Einwilligung des Sohnes unversehens zum Urheber von etwas, das er seinem Wesen nach nicht ist. Denn Gott ist das Sein selbst und er ist die Ursache des Lebens an sich und dieses Prinzip ist ungeteilt, das heißt, es ist ohne Alternative oder Gegenpart.

Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet; und jede Stadt oder jedes Haus, das mit sich selbst uneins ist, wird nicht bestehen.

Matthäus 12, 25

Gott ist das Leben selbst und es existiert in ihm kein Widerspruch, insofern ist es unmöglich, dass in Gott gleichzeitig die Ursache von Unrecht, Leid und Tod liegen können. Daher müssen diese Bereiche einen Bedeutungswandel erfahren, wenn sie auf Gott treffen. Ebendiesen Bedeutungswandel haben sie dadurch erfahren, dass Jesus sie vertrauensvoll aus der Hand Gottes entgegengenommen hat, wodurch er sie mit Gott in Berührung brachte und sie so mit Geist, Sinn und Bedeutung erfüllte.
Hierin liegt die tiefe Bedeutung der Aussage: Jesus hat für uns gelitten und ist für uns gestorben. Jesus wusste, dass jenes Leid, das ein Mensch im Vertrauen auf Gott auf sich nimmt, seine Sinnlosigkeit verlieren muss, ja, dass es nur auf diese Weise zu einem neuen und höheren Sinn finden kann.

Gott, der verborgene Sinn im Sinnlosen

»Gott ist Geist«, so lautet die Definition Jesu. (Joh 4,24) Aber was heißt das? Es besagt, dass nur der Geist es vermag, allen Dingen einen Sinn und eine Bedeutung zu verleihen, insbesondere aber den augenscheinlich Geist- und Sinnlosen. Hinsichtlich der Beantwortung der Theodizee-Frage bedeutet dies, dass das Geistlose, das wir im Vertrauen in den Geist (auf Gott) auf uns nehmen, von Geist und Sinn durchdrungen wird, wodurch es unmittelbar zu Gott wird. Das ist das göttliche Prinzip der Sinnerfüllung. Umgekehrt gilt: Geschehnisse, die wir aus Misstrauen gegen Gott (gegen das Leben) als unannehmbar ablehnen, müssen sinnlos bleiben, da wir die Macht des Geistes ausschließen, der alles mit Sinn erfüllt, was sich mit Sinn erfüllen lässt. Mächtig sind wir also dort, wo wir uns in der Lage sehen, Gott in ausnahmslos allen Dingen zu erkennen, die uns anhaften oder begegnen. Ohnmächtig hingegen sind wir, wo wir seine Macht und Gegenwart kategorisch ausschließen. Dieses geistige Prinzip hat Jesus seinen Jüngern vor seiner Gefangennahme verdeutlicht:

Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich es wieder nehme. Niemand nimmt es gegen meinen Willen, sondern ich lasse es freiwillig. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zunehmen. Dieses Gesetz habe ich von meinem Vater empfangen.

Johannes 10, 17-18

Die Passion Jesu – Vakuum des Geistes

Zur Verdeutlichung der Wirkungsweise des Geistes im Kontext der Beantwortung der Theodizee-Frage folgendes Gleichnis:

Unter einem Vakuum versteht man den Unterdruck von Luft/Gas innerhalb eines Raumes/Gefäßes. Ein Vakuum kann immer nur so groß sein, wie es die Stabilität des Gefäßes zulässt, in dem das Vakuum erzeugt wird. Ist der Unterdruck zu groß, nimmt das Gefäß Schaden und es folgt der Druckausgleich als Notwendigkeit. Bezeichnenderweise existieren sowohl in der hebräischen als auch in der griechischen Sprache Entsprechungen der Begriffe Geist und Luft. So der Begriff „ruach“ = Luft, Geist, Wind, Atem, Duft im Hebräischen und der Begriff „pneuma“ = Geist, Hauch, Luft, Atem im Altgriechischen. In ebendiesen beiden Sprachen sind uns die Urtexte der heutigen Bibel überliefert.

Anknüpfend an das Beispiel vom Luftvakuum, kann man den Gedanken der Theodizee sinnbildlich auf das Geistige übertragen und sagen: Jesus hat in seiner Lehre und in seiner Passion ein Vakuum des Geistes (Gottes) erzeugt, das dieser ausfüllte, als das Gefäß zerbrach. Oder anders gesagt, die Abwesenheit von Geist und Sinn in einer sinnlosen Situation „nötigt“ den Geist herbei, sofern man um das Gesetz des geistigen Vakuums weiß, nämlich dass der Druckausgleich spätestens dann erfolgen muss, wenn das Gefäß zerbricht. Der neue atmosphärische Druck ist dann der neue normale – „außerhalb“ des alten Gefäßes in einem „größeren“ Raum. Der „größere“ Raum kann hier als ein Sinnbild für das Transzendente und Neue gelten, das über das Kleine und Alte hinausweist. Aber er ist auch ein Sinnbild für eine neue Normalität, eine neue Schöpfung:

In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, dann hätte ich nicht zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin.

Johannes 14, 2-3

In seiner Passion begibt sich Jesus bewusst in den Zustand eines geistigen Vakuums, nämlich in einen Zustand der Abwesenheit Gottes – einen Zustand der Geistlosigkeit, damit dieser mit Geist erfüllt werden kann.

Denn für denjenigen, der in allen Geschehnissen Gottes Willen und seine Gegenwart erkennt, kann ein Zustand der Abwesenheit Gottes nicht mehr existieren.

Der Tod ist ein Zustand der Abwesenheit Gottes. Doch Gott durchdringt und erfüllt alle Dinge, die sich von ihm erfüllen lassen. Gott ist alles in allem und darum „muss“ Gott solch einen Zustand der Gott – und Geistlosigkeit ausfüllen, und zwar durch und mit sich selbst, andernfalls wäre er nicht Gott. Jesus wusste um diese Gesetzmäßigkeit, daher schließt er mit den Worten:

Dieses Gesetz habe ich empfangen von meinem Vater. 

Joh 10, 17-18

Die Überwindung des äußeren Bösen

Gott steht dem Bösen keineswegs ohnmächtig gegenüber, sondern er sucht in Jesus Christus bewusst die Berührung und die Konfrontation mit dem Bösen, um es zu überwinden und das heißt, um es gut – um es zu Gott zu machen. Nur das, was durch den Geist überwunden ist, das ist wirklich „gut“ geworden. Und all das, was von Gott „berührt“ wird, das wird selbst zu Gott.

Jesus Christus ist die unmittelbare Berührung Gottes mit dem Leid der Welt.

Das Böse hingegen ist das, was sich von Gott nicht berühren lassen will, und insofern muss es für uns geistlos und sinnlos bleiben. Geist- und sinnlos sind die Geschehnisse jedoch nicht an sich, sondern sie sind es hinsichtlich unserer inneren Abwehr und unseres Unwillens. So bewertet Jesus das Böse, das ihm selbst widerfährt, nicht abschließend als böse, sondern er versteht es als etwas, das durch seine vertrauensvolle Haltung einen Sinn erfährt, wodurch es überwunden ist. Denn was durch den Geist überwunden wird, das ist unverhofft zu etwas Gutem geworden. Ebendiese Ursächlichkeit erklärt Jesus angesichts seiner bevorstehenden Passion:

Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand unter euch fragt mich: Wo gehst du hin? Sondern weil ich solches geredet habe, ist euer Herz voller Trauer geworden. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch gut, dass ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehen, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.

Johannes 16, 5-7

Man beachte die grundlegende Aussage Jesu: „Es ist euch gut, dass ich hingehe …“ Aber wie kann in Verrat, Unrecht, Folter, Hinrichtung und Sterben eines Menschen etwas Gutes liegen? Wie konnte Jesus dem grauenvollen Geschehen, das ihm bevorstand, etwas Gutes abgewinnen?  Die Antwort gibt er selbst: „Denn wenn ich nicht hingehen, so kommt der Tröster nicht zu euch …“ Was bedeutet das? Durch die Aufopferung Jesu wird ein neues geistiges Bewusstsein entstehen, das daraufhin allen Menschen zur Verfügung steht, die in menschlichen Notsituationen nach geistigem Trost suchen. Gewissermaßen wird Gott durch die bereitwillige Passion Jesu zu einer neuen Schöpfung genötigt. Es ist das Vertrauen Jesu in die Allmacht Gottes und es ist die unerschütterliche Liebe, in der Jesus sich hingibt, die Gott seinerseits zu einer neuen Schöpfung „nötigt“. So ist durch die Passion Jesu ein neuer Mensch erschaffen worden. Und dieser neue Mensch ist Christus, der Überwinder. Christus verleiht allen, die sehnsüchtig suchen, diese, seine neue Identität und wer sie annimmt, nimmt die Gestalt des Gottessohnes an – wird selbst zu einem Kind (Sohn) Gottes.

Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!

2. Korinther 5,17

In Jesus Christus zeigt Gott unmittelbar auf, wie er das Böse überwinden würde, wenn er Mensch wäre. Da Gott nicht Mensch ist, musste er Mensch werden, damit wir Menschen dieses Prinzip der Überwindung des Bösen erfahren können. In Jesus Christus wird Gott Mensch und konfrontiert sich selbst mit dem Bösen, indem er es auf sich nimmt, um es mit Geist und Sinn zu erfüllen:

Es ist euch gut, dass ich hingehe …

Johannes 16, 7

Der verborgene Sinn im bisher Sinnlosen verleiht allem sinnlosen Geschehen Sinn und Bedeutung. Alles Geistlose und Sinnlose, das auf diese Weise durch Gott (Geist) erfüllt wird, muss nun gut werden. Und so wie Jesus um Sinn und Bedeutung seines eigenen Leidens und Sterbens wusste, sollen auch wir auf den Sinn unseres eigenen Leides vertrauen. Denn durch seine bereitwillige Hingabe am Kreuz, sollte deutlich werden, dass dieser Sinn jetzt überall dort einkehren wird, wo wir ihn vertrauensvoll suchen. Deshalb nahm Jesus Unrecht, Leid und Tod auf sich, damit nun auch wir darauf vertrauen können, dass der Sinn in allen Geschehnissen innewohnen will, wo wir ihn ersehnen und einlassen. In Wahrheit, wohnt der Sinn von jeher in allen Geschehnissen, da ohne Gott (Geist und Sinn) nichts sein kann und der Geist alles durchdringt und mit Leben erfüllt. Jegliche Existenz, alles Leben hängt am Sinn. Doch solange wir dies nicht glauben wollen, haben wir keinen Anteil an einem Leben jenseits der Geistlosigkeit und des Unsinns in der Welt.

Alles,
was zum Leben kommen will, das muss einen allumfassenden, hintergründigen Sinn erfahren.

Alles vormals Niedere, welches Geist und Sinn empfangen hat, das ist auch lebendig geworden. Dies ist das universelle Schöpfungsprinzip, dass Gott aus Nichts etwas erschafft. Das Sinnlose, Geistlose, Niedrige, Schmutzige, Schmachvolle, Verwerfliche und Verdammte – das ist von jeher der „Stoff“ aus dem Gott neues Leben erschafft.

Da machte JHWH der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.

Genesis 2,7

Die Überwindung des inneren Bösen

Wer die Botschaft Jesu verinnerlicht, wird anfangen, die Welt in einem neuen Licht zu betrachten. Das, was wir bisher abschließend als das Böse oder das Schlechte bezeichneten, hört im Sinne Jesu auf böse und schlecht sein.
Denken wir dabei nur einmal an eigene beschwerliche, peinliche oder auch gefährliche Situationen und Erfahrungen, durch die wir grundlegend gereift sind oder durch die wir etwas Wichtiges erkannt oder gelernt haben, etwas, das wir im Nachhinein nicht mehr missen möchten. Unsere menschlichen Bewertungen und Festlegungen in Gut und Böse sind also keineswegs so ultimativ, und eindeutig wahr, wie wir oft meinen. Meist sind sie zeitbedingt und erscheinen uns mit zeitlichem Abstand bereits verändert und manchmal dann sogar gegenteilig. Wie oben erklärt, fordert uns Jesus dazu auf, dem Feindlichen, Bösen und Schlechten gegenüber, eine neue, veränderte Haltung einzunehmen, indem wir es nach Gottes Willen an und auf uns nehmen sollen. Aber dies gilt nicht nur für das Böse, das uns von außen begegnet, sondern insbesondere auch für das Böse, das uns aus unserem Innern droht, also das Böse, das uns selbst anhaftet.
Die Theodizee-Frage, warum Gott das Böse in der Welt zulässt, muss also erweitert werden auf das Innere des Menschen. Denn der Ursprung jenes Bösen, das Menschen einander immer wieder antun, liegt nicht irgendwo außerhalb, sondern er liegt vielmehr in uns selbst. Dieses innere Böse wird auch als die Ursünde des Menschen bezeichnet. Unter dieser Ursünde versteht man alle menschlichen Schwächen, wie Irrtum, Ungerechtigkeit, Hass, Neid, Missgunst, Rachsucht, Niedertracht, Unbarmherzigkeit etc.

Auch unsere eigene menschliche Schwäche und Mangelhaftigkeit soll nun, der Lehre Jesu nach, einen tiefen Sinn und eine Bedeutung finden können.

Doch welcher Sinn könnte in unserer menschlichen Schwäche und in unserer Fehlbarkeit liegen? Die Antwort Jesu ist schlicht:
Der Mensch soll Vergebung und Barmherzigkeit üben, er soll gnädig mit den Fehlern seiner Mitmenschen verfahren, eben weil er selbst der Vergebung, der Barmherzigkeit und der Gnade bedarf:

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Matthäus 5,7

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch messen.Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und bemerkst nicht den Balken in deinem eigenen Auge? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und dabei, ist ein Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!

Matthäus 7, 1-5

Wenn unser Antrieb Gnade, Vergebung und Barmherzigkeit zu üben, aus der Einsicht in die eigene Fehlbarkeit rührt, so kommt unserer menschlichen Unvollkommenheit plötzlich ein Sinn und eine tiefe Bedeutung zu.

Damit wir fähig werden, anderen Menschen Schuld zu vergeben, müssen wir selbst einsehen und anerkennen, schuldig zu sein. Das heißt, wir müssen bereit werden, Selbsterkenntnis zu üben. Und hierin liegt der tiefe Sinn unserer menschlichen Fehlbarkeit begründet. Was Sinn gefunden hat, das hat Geist gefunden und was Geist gefunden hat, das hat Gott gefunden. Was Gott gefunden hat, das hat aufgehört, gottlos zu sein. Und was aufgehört hat, gottlos zu sein, das hat aufgehört, unser Schaden und das heißt, es hat aufgehört, Sünde zu sein. Auf dieser Ursächlichkeit beruht die Lehre Jesu von der grundlegenden Vergebung unserer Schuld durch Gott. Unsere Schuld ist insoweit grundlegend vergeben, als wir selbst bereit werden, denen zu vergeben, die sich an uns schuldig machen, eben weil wir um unsere eigene Fehlbarkeit wissen.

Und vergib uns unsere Schuld, wie wir auch denen vergeben, die an uns schuldig werden.

Mat 6, 12

Denn wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben, wenn ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.

Mat 6, 14-15

Auferstehung zu neuem Leben

Im Gleichnis vom Weizenkorn verdeutlicht Jesus Sinn und Bedeutung seiner eigenen Passion. Hier legt er sinnbildlich dar, dass alles menschliche Sterben in dieser Welt einen Sinn und eine Bedeutung erfahren muss, genauso wie dem Sterben in der Natur von jeher Sinn und Bedeutung zukommt.

Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde hinabfällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Johannes 12, 24

Nur soweit auch unser Sterben eine Notwendigkeit erfährt, kann unser Leben eine grundlegende Förderung erfahren. Und diese Förderung besteht darin, dass es einem neuen, transzendenten Lebensverständnis dient. Jesus beantwortet also auch hier die Frage, wozu Gott das Leid in der Welt zulässt, indem er jeglichem Sterben in dieser Welt eine grundlegende Bedeutung zuschreibt. Dabei steht und fällt die Bedeutung von Tod und Sterben mit dem Wissen um das Transzendente – um das, was über das Zeitliche und Vordergründige hinausweist:

wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Johannes 12, 24

Genauso wie es uns die Vorgänge in der Natur lehren, so soll, der Lehre Jesu nach, jedes Opfer und jede bereitwillige Hingabe dem Werden neuen, größeren Lebens dienen. Ob wir selbst an solchem neuen Leben teilhaben, hängt am Vertrauen, das uns fähig macht, altes Leben im Sinne Jesu bereitwillig hinzugeben und zu lassen. Denn lassen müssen wir unser zeitliches Leben ja ohnehin. Doch solange wir die Wirklichkeit unserer Sterblichkeit nicht wahrhaben wollen, solange wir sie negieren und ignorieren und solange wir festhalten wollen, was wir nicht festhalten können, kann unser Sterben auch keinen Sinn erfahren, denn wir stellen uns gegen die Wahrheit unserer Sterblichkeit. Jesus lehrte „wie“ unser Sterben jenen Sinn erfahren kann, damit es Unsterblichkeit erlangt. Jegliches Loslassen, Verzichten und Sterben, muss um Einsicht in eine unumstößliche Wahrheit geschehen. Das heißt, ebendort, wo unserem äußeren Sterben eine transzendente Bedeutung zukommt, da geschieht unser Sterben nicht mehr vergebens. Jesus hatte in seinem Leiden und Sterben für sich eine Notwendigkeit erkannt, nämlich dass durch seinen Tod ein neues geistiges Bewusstsein geschaffen wird, das allen Menschen zugutekommt, die danach suchen. Sein einzelnes Opfer, sein Leiden und Sterben trug „Frucht“ für viele – für all jene, die nun ihrerseits ihr Leben in seinem Geist hingeben und lassen können, wodurch es ebenfalls Erneuerung durch den Geist erfährt: Das ist das Prinzip der Auferstehung. Die Auferstehung Jesu ist die Auferstehung eines Lebensverständnisses, welches bereits hier und jetzt über das Zeitgebundene und Vordergründige hinausgelangt ist:

Diejenigen, die sagen: „Der Herr ist zuerst gestorben und dann auferstanden“, sind im Irrtum. Denn er ist zuerst auferstanden und dann gestorben. Wenn jemand nicht zuerst die Auferstehung erwirbt, wird er sterben.

Philippusevangelium Spruch 21

Es ist ein zeitloses, ein ewiges Lebensverständnis, das durch keine Sache der Welt geschmälert oder behindert werden kann, sondern das nun durch alle Geschehnisse Förderung erfährt, selbst durch Ungerechtigkeit, Leiden und Sterben, wie es Jesus lehrte:

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, selbst wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nicht mehr sterben. Glaubst du das?

Joh 11, 25, 26

Christus der Überwinder
Die Auferstehung – Der Isenheimer Altar / Colmar 1512-1516 – Künstler: Matthias Grünewald

Die Theodizee-Frage ist damit keineswegs erschöpfend beantwortet doch dieser Beitrag konnte vielleich einen Eindruck von der gedanklichen Fülle der Botschaft Jesu vermitteln. Auch möchte ich den Leser nicht ermüden. Daher freue ich mich auf kritische Fragen und Kommentare, die ich hier gerne direkt beantworten werden. Und so schließe ich mit den Worten Jesu:

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Johannes 16, 33

Weitere Beiträge auf Christophilos zu dieser Thematik finden Sie unter: Missverstandener Opfertod Jesu und Die Überwindung der Welt sowie meine kritische Rezension zu dem Buch: Abschied vom Opfertod von Meinrad Limbeck

Abschied vom Opfertod

Der katholische Theologe Dr. Meinrad Limbeck 1934-2021 trennt in seinem Buch die Predigt Jesu vom Reich Gottes kategorisch von seiner Passion, wodurch notwendigerweise auch der transzendente Gedanke entfällt.

Eine Rezension zum Buch “Abschied vom Opfertod – Das Christentum neu denken” erschienen 2012 im Matthias-Grünewald- Verlag Ostfildern

Eine Theologie ohne Transzendenz

Der Autor Dr. Meinrad Limbeck bricht mit der urchristlichen Glaubensvorstellung, die in der Ablehnung, Verurteilung und Hinrichtung Jesu einen göttlichen Willen sieht. Dass Jesus seine Hinrichtung am Kreuz bewusst selbst verursacht und gewollt haben könnte, verneint er. Zur Untermauerung seiner These stellt er eine Vielzahl biblischer Bezüge her. Er vernachlässigt dabei jedoch, die zentrale Aussage der Evangelien, nach der Jesus seinen Leidensweg selbst für notwendig und für unumgänglich erachtete. Auch übersieht der Autor die bewusste Einwilligung Jesu in den Willen Gottes, den er in seiner Passion (für sich) so erkannt hatte. Dass diese Überzeugung Jesus letzlich dazu befähigte, selbst Unrecht, Leid und Tod auf sich zu nehmen, um diese Bereiche geistig zu überwinden, findet in der Theologie dieses Buches keine Entsprechung.

Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu erklären, wie er müsste hin nach Jerusalem gehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.

Matthäus 16, 22

Und ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!

Matthäus 26,39

Jetzt ist meine Seele betrübt. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in die Welt gekommen.

Johannes 12, 27

Der Autor verneint, dass in der Passion Jesu ein tiefer Sinn, ja, dass in ihr überhaupt irgendetwas Gutes liegt, wobei er auch hier zentrale Aussagen der Evangelien außer Acht lässt, in denen Jesus diesen Sachverhalt seinen Jüngern explizit in diesem Sinne verdeutlicht:

Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.

Johannes 12, 24

Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muss des Menschen Sohn erhöht werden, auf das alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Johannes 13, 14-15

Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand unter euch fragt mich: Wo gehst du hin? Sondern weil ich solches geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns geworden. Aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch “gut”, dass ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch …

Johannes 16, 5-7

Der Autor verneint den Glauben, in welchem die Vergebung menschlicher Schuld ursächlich etwas mit der Passion Jesu zu tun hat. Diese Theologie führt er als unrichtig auf den Apostel Paulus zurück. Auch diese These untermauert er durch eine Vielzahl biblischer Verweise. Doch auch hier übergeht er die zentralen Aussagen der Evangelien, in denen Jesus selbst diesen Zusammenhang in dieser Weise erklärt und darlegt:

Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

Matthäus 20, 28

Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Matthäus 26, 27-28

Der Autor verneint die Existenz eines allmächtigen Gottes. Die Erklärung Jesu in Joh. 10, 17-18, wonach göttliche Macht selbst im Zustand äußerster menschlicher Ohnmacht ihren Ausdruck findet, thematisiert der Autor nicht. Dadurch erfährt auch das allgemeine transzendente Verständnis, in welchem Jesus seine Passion auf sich nahm und welches er auch in seinen Predigten und Erklärungen verdeutlichte, in diesem Buch keinerlei Würdigung.

Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Johannes 10, 17-18

Auch jenen großartigen christlichen Gedanken, nach welchem die Macht der Wahrheit, selbst im Zustand menschlicher Ohnmacht niemals geschmälert werden kann, sucht man in der Theologie des Autors vergebens. Daher fehlt dieser Theologie auch der tröstliche Aspekt der Botschaft Jesu, wonach wir selbst in ungerechten, leidvollen und beschwerlichen Geschehnissen Förderung und Bestätigung erfahren müssen, wenn wir diese im Geist Jesu auf uns nehmen und bereitwillig tragen.

Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei doch lügen.

Matthäus 10,22


… sehet zu und erschreckt euch nicht … Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr müsst gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern.

Matthäus 24, 6 + 9-10

Die Vernachlässigung dieses doch zentralen Gedankens der Bergpredigt verwundert, ist es doch ebendieser Gedanke, der den Glauben an die Auferstehung Jesu und damit die Auferstehung aller zeitlosen Wahrheit bestätigt und rechtfertigt.

Der Autor trennt Jesu Predigt vom Reich Gottes kategorisch von seiner Passion, wodurch notwendigerweise auch der transzendente Gedanke entfällt. Insofern definiert der Autor den Begriff vom Reich Gottes auch eher diesseitig. Konkret wird diese Auffassung in seiner Aufzählung verschiedener erfolgreicher karitativer Projekte, die der Autor selbst erfahren oder begleitet hat und die, seiner Ansicht nach als eine Verwirklichung des Reiches Gottes betrachtet werden können.

Abgesehen von den oben genannten Ansichten des Autors, die ich für mich persönlich als eine Fehlinterpretation der Botschaft Jesu erachte, enthält das Buch aber auch interessante theologische Ansätze und wertvolle Informationen, sodass sich die Lektüre für mich persönlich dennoch etwas gelohnt hat.

Eine weitere, vertiefende Betrachtung zum Thema Opfertod Jesu finden Sie hier auf Christophilos auch in dem folgenden Blogbeitrag: Missverstandener Opfertod Jesu

Dresden am 6. März 2023

Versuchung und Erlösung

Eine grundlegende Einsicht und Erkenntnis, die wir aus der Botschaft Jesu gewinnen können, ist diese: Gott führt in Versuchung, solange wir nicht um Erlösung bitten. Ohne Bitten können wir nichts erwarten und empfangen und ohne das Böse auch keine Erlösung davon. Dabei ist es allein unsere menschliche Sehnsucht nach Erlösung, die Gott zum gebenden, die ihn für uns zum Vater werden lässt.

Führt uns Gott in Versuchung?

Das Gebet, das Jesus lehrte, als seine Jünger ihn darum baten, enthält eine bemerkenswerte Bitte, die da lautet:

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Matthäus 6,13

Hier sollen wir an Gott die Bitte richten, uns nicht in Versuchung zu führen. Manche Theologen können und wollen nicht glauben, dass Gott in Versuchung führen kann. So stellen sie die durchaus berechtigte Frage: Ist es nun der Teufel, der uns in Versuchung führt, oder ist es Gott selbst? Oder anders gefragt, liegt die Versuchung des Menschen in Gottes Zuständigkeitsbereich oder liegt sie woanders?

Um Eindeutigkeit zu erreichen, wollen manche Theologen diesen Text lieber „glätten“. Sie meinen, es sollte richtig, heißen: “Lass uns nicht in Versuchung geraten …” Was aber dem Sinn nach nichts ändert, denn auch hier wäre es ja Gott, der unsere Versuchung entweder geschehen lassen oder verhindern kann. Andere sind noch mutiger, sie wittern eine falsche Übersetzung und formulieren völlig neu: Und führe uns „in“ der Versuchung. Bei allen diesen Überlegungen gilt jedoch eines zweifelsfrei: Der altgriechische Text ist eindeutig und lautet exakt so, wie er bisher übersetzt wurde, was uns die Altphilologen bestätigen.

Wie also wäre die Frage nach der Zuständigkeit der menschlichen Versuchung abschließend zu beantworten? Schlüssige Antworten zu dieser Frage findet sich im Kontext der Botschaft Jesu.

Vom anonymen Gott zum gebenden Vater

Eine grundlegende Einsicht und Erkenntnis, die wir aus der Botschaft Jesu gewinnen können, ist diese: Gott führt in Versuchung, solange wir nicht um Erlösung bitten. Ohne Bitten können wir nichts erwarten und empfangen und ohne das Böse auch keine Erlösung davon. Dabei ist es allein unsere menschliche Sehnsucht nach Erlösung, die Gott zum gebenden, die ihn für uns zum Vater werden lässt. Solange wir von Gott nicht alles erdenklich Gute und Notwendige ersehnen, um Beschwerliches und Leidvolles zu überwinden, bleibt Gott für uns eine namenlose, anonyme Größe. Bitten wir aber im Sinne Jesu: “Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.” Matthäus 6,13 So wird uns Gott, eben durch diese Bitte zum Vater und wir zu seinen Kindern.

Im Geist Jesu bitten wir um die Fähigkeit, Gott in allen Geschehnissen suchen und finden zu können, weil dies seinem Wesen entspricht. Ohne sehnsuchtsvolles Bitten können wir nichts empfangen und ohne die innere Auseinandersetzung mit den Erscheinungen des Bösen keine Erlösung. Es ist daher unsere Suche und unser sehnsüchtiges Bitten, wodurch wir Gott zum gebenden und damit zum Vater machen. Ganz in diesem Sinn ist auch das folgende Jesuswort zu verstehen:

Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan …

Matthäus 7, 7-8

Worin liegt der Sinn der Versuchung?

Erst dort, wo wir im Sinne Jesu, Gott als Ursache ausnahmslos aller Geschehnisse verstehen, die uns begegnen, empfangen wir alles aus der Hand Gottes, wodurch die Dinge für uns gut werden können. Bedenken wir in diesem Zusammenhang, dass Jesus in seiner Passion selbst Unrecht, Leid und Tod aus der Hand Gottes entgegengenommen hat. Und bedenken wir weiter, dass auch Jesus versucht wurde, wie uns die Evangelien berichten. Diese Geschehnisse hatten für Jesus eine grundlegende Bedeutung, denn aus seiner Haltung Jesu gegenüber seiner Passion und seiner Versuchung, können wir wiederum geistige Erkenntnisse gewinnen, die uns andernfalls nicht erreicht hätten. Daraus folgt: Passion und Versuchung Jesu hatten einen tiefen Sinn und in gleicher Weise soll (im Geist Jesu) auch unsere eigene Versuchung einen Sinn finden, worauf allein sich unsere Erlösung vom Bösen begründet. Erlösung bedeutet, dass Geist und Sinnloses unverhofft Geist und Sinn erfährt und Sinnfindung bedeutet Gott finden. Und Gott finden ist wiederum gleichbedeutend mit unserem Gefunden-werden durch Gott.

Versuchung und Erlösung – zwei Zustände

Versuchung und Erlösung sind zwei unterschiedliche innere Zustände der Wahrnehmung unseres Daseins. Diese Zustände formen unsere inneren Überzeugung. Versuchung ist eine Minderung unserer Wirklichkeit, Erlösung hingegen deren Vermehrung.

Im Zustand der Versuchung verstehen wir unsere Existenz aus uns selbst heraus. Das heißt, hier finden wir alles Lebenswerte, das wir suchen, wünschen und ersehnen als etwas sinnlich Erfahrbares, äußerlich Verfügbares oder durch uns selbst Herstellbares. Alles für uns Lebenswichtige und Mögliche befindet sich nach diesem Verständnis in dieser Welt, nichts kommt von „außerhalb“. Versuchung ist ein Zustand, in dem der Transzendenz des menschlichen Daseins keine Bedeutung zukommt. Der Mensch ist das, als was er seiner Äußerlichkeit nach erscheint, nicht weniger und nicht mehr. Insofern ist dies ein Zustand der Geistlosigkeit, der Profanität, der Banalität und der Sinnlosigkeit des Daseins. Leben wir in dieser Überzeugung, so reduzieren wir unsere menschliche Existenz auf die irdische, zeitgebundene und vergängliche Erscheinung. In diesem Zustand können und werden wir hinderlichen, leidvollen und beschwerlichen Situationen keine Bedeutung beimessen können. Dies ist der Zustand, in dem wir „in“ Versuchung sind, da wir gedanklich eins geworden sind mit der Versuchung, denn wir nehmen alles Äußere für bare Münze.

Der Zustand der Erlösung hingegen ist ein suchender, ein bittender, ein sehnsuchtsvoller, der die Überwindung aller menschlichen Hindernisse im Geist, also in Gott erkennt. In diesem Zustand erkennen wir unseren Wesenskern als ideell, zeitlos und unvergänglich. Drei Zitate mögen diesen Gedanken verdeutlichen:

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.              

Aristoteles

Gut ist, was Wesen und Dingen ein Mehr an Wirklichkeit verleiht, böse, was ihre Wirklichkeit mindert. 

Simone Weil

Ist nicht das Leben mehr als Essen und Trinken und der Leib mehr als die Kleidung?  

Matthäus 6, 25

Erlösung macht uns fähig, alle Hindernisse dieses Dasein zu transzendieren, und das bedeutet, sie gedanklich zu überwinden. In diesem Zustand verstehen wir unsere gesamte Existenz in Gott und aus Gott. In der Überzeugung, die uns dieser Zustand verleiht, erkennen wir Gott als die Ursache aller Dinge, die uns begegnen und anhaften; Versuchung wie Erlösung gleichermaßen. Wann immer wir uns in diesem Zustand befinden, erkennen wir die Notwendigkeit menschlicher Versuchungen und wir werden fähig und mächtig, Gott um etwas zu bitten, das dieser uns nicht verwehren kann. Hier ist es die konkrete Bitte, dass unsere Versuchung der Erlösung dient.

In Gott sein oder in Versuchung sein

Ist Versuchung nun notwendig, oder soll sie vermieden werden? Beides! Wenn Jesus lehrt zu bitten: „Und führe uns nicht in Versuchung“ so ist in diesem Wort „in“ das Wesentliche dieser Bitte ausgedrückt. Denn so, wie wir durch Christus „in“ Gott gelangen, um vollkommen mit ihm eins zu werden, so können wir auch „in“ Versuchung geführt werden, wodurch wir eins werden mit der Versuchung. Dieses Einswerden mit der Versuchung ist es, wovon wir um Erlösung bitten sollen, wodurch es geschieht. Wir bitten nicht darum, dass unser Leben ohne Versuchung sein soll, sondern dass wir nicht eins werden mit der Versuchung. Diesen Ausdruck des Einswerdens mit einer Sache verwendet Jesus mehrfach an anderer Stelle:

An dem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch … // … damit sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien … 

Johannes 14, 20-21

Wer aber die Wahrheit tut, der kommt an das Licht, damit seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott getan.

Johannes 3, 21

Das Einswerden mit der Versuchung ist es, das Gott verhindert, sofern wir ihn darum bitten, denn erst dort, wo wir gedanklich eins werden mit der Versuchung, sind wir tatsächlich „in“ Versuchung geführt worden.

Die Distanz gegenüber sich selbst

In Versuchung geführt zu sein bedeutet, dass wir dem Schein der Dinge erliegen, dass wir Irrtum und Täuschung für Wahrheit und Wirklichkeit halten. Solange wir Versuchung als solche erkennen, sind wir der Versuchung zwar ausgesetzt, aber nicht „in“ Versuchung geführt worden, denn wir wissen um die Falschheit unserer Gedanken und Handlungen, so wie es auch der Apostel Paulus formulierte:

Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber etwas tue, was ich nicht will, so tue ich dasselbe nicht; sondern die Sünde, die in mir wohnt …

Römer 7, 19-20

Dass wir versucht werden, das ist unvermeidlich, ja es ist sogar ein wesentlicher und notwendiger Teil unserer Existenz, damit wir erkennen können und wir Sehnsucht zu Gott gewinnen.

Die Bitte um Geist

Die einzige Bitte, der sich Gott nicht verschließen kann, ist die Bitte um Geist – ist die Bitte um Gott selbst. Gott kann nur sich selbst geben, da außerhalb Gottes nichts ist, was gegeben werden könnte. Wer Gott nicht entbehrt, der wird immer das Unwesentliche, das Zeitgebundene und das Entbehrliche entbehren und vermissen. Darin liegt die Versuchung, dass wir glauben, Gott entbehren zu können. Dieser Irrtum entfremdet uns von allem Wesentlichen, wie; Leben, Liebe, Geist und Sinn.  Durch diesen Irrtum werden wir selbst unwesentlich und ein Opfer der Beliebigkeit. Jedoch durch unsere Bitte und Sehnsucht, nicht in Versuchung geführt zu werden, treffen wir ins Zentrum der „Sehnsucht“ Gottes. Denn in gleicher Weise, wie wir uns nach einem Zustand sehnen, der frei ist von Täuschung und Illusion (Versuchung), sehnt Gott sich danach, uns von Täuschung und Illusion zu befreien, wodurch wir mit ihm eins werden.

Was war der Sinn der Mission Jesu?

Der Sinn der Mission Jesu bestand und besteht bis heute in der Vermittlung einer neuen, universellen Lebenseinstellung den leidvollen und beschwerlichen Seiten unseres Daseins gegenüber.

Grundlegendes zum Verständnis der Lehre und der Passion Jesu

Der Sinn der Mission Jesu erschließt sich uns einerseits aus seinen überlieferten Worten (Evangelien) und andererseits in seiner Passion, das heißt, in seinem Leidensweg, den er ganz bewusst wählte. Beides sind grundlegende Aspekte seiner Botschaft, die zusammengehören. In seiner Lehre verdeutlicht Jesus, dass alle „Unordnung“ unseres menschlichen Daseins, wie Ungerechtigkeit, Schwäche, Irrtum, Täuschung, Leid und Tod “nicht” auf äußerliche Weise in Ordnung gebracht, d. h. heil werden können. Er macht deutlich, dass das Böse nur in einer bestimmten inneren Haltung gemeistert und somit „überwunden“ werden kann, wodurch es grundlegend gut wird. Diese Geisteshaltung verbal zu vermitteln und sie gleichzeitig selbst konsequent zu leben, war er gekommen.

Welche Lebenseinstellung vermittelte Jesus konkret?

Die neue Lebenseinstellung, die Jesus in seiner Botschaft vermittelte, ist allumfassend und universell. Sie besagt, dass Gott ausnahmslos alle Geschehnisse wirkt – eben auch die leidvollen und beschwerlichen. Deshalb sollen wir eben diese Bereiche in Gott „hineintragen“ damit sie einen Bedeutungswandel erfahren können. In Gott hineingetragen werden sie, indem wir sie ganz „individuell“ für uns als bedeutungsvoll auffassen und deshalb vertrauensvoll annehmen, auch wenn sie beschwerlich, ungerecht oder leidvoll sind. Deutlich wird dieses universelle Lebensverständnis Jesu an Weisungen wie der folgenden:

„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Steuereintreiber?“ Mat. 5, 43-48

Da Gott alle Geschehnisse wirkt, geschieht uns der Lehre Jesu nach, nichts von ungefähr. Im Licht seiner Botschaft wird uns alles bedeutsam, in allen Dingen liegt ein tiefer Sinn verborgen, der von uns gesucht und gefunden werden will. Dieser Sinn ist Gott selbst – der verborgene Sinn im vermeintlich Sinnlosen. In diesem Verständnis fordert Jesus uns zu einer sehnsuchtsvollen inneren Sinn- und Gottsuche auf:

„Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan.” Mat 7,7

Die erste Aufforderung beschreibt eine innere Sehnsucht nach Geist (Gott), ohne die uns kein neues Lebensverständnis zuteilwerden kann. Die zweite Aufforderung vermittelt uns ein tiefes Vertrauen, durch welches Gott (Geist und Sinn) sich dem aufrichtig Suchenden nicht verschließen kann, sondern sich offenbaren muss. Und die dritte Aufforderung bezieht sich auf alle harten Grenzen, die das hiesige Leben uns setzt.
Leid, Tod, Unrecht, Verleumdung, Ausgrenzung, Demütigung etc.
wir sollen diese Grenzen bewusst berühren, wodurch sie zu uns zu Türen werden, die uns neue Räume eröffnen.
Dabei kann nur das, was wir für uns „selbst“ als bedeutsam erkennen und annehmen, aufhören sinn- und bedeutungslos zu geschehen. Es ist insofern nicht möglich, jemanden anzuweisen, wie er richtig leben und handeln soll. Richtiges Leben im Sinne Jesu kommt aus dem Vertrauen, dass alles, was uns an Beschwerlichem und Leidvollem begegnet und anhaftet, einen Sinn erfährt, wenn wir es in der Geisteshaltung Jesu tragen und auf uns nehmen. Dabei ist es unerheblich, ob die Einschränkungen in uns selbst liegen (Schwäche, Irrtum, Täuschung) oder ob wir sie durch die Hand anderer erdulden.

So sind wir im Sinn Jesu aufgefordert, unsere eigene Schwäche zum Anlass zu nehmen, Vergebung und Barmherzigkeit gegenüber unserem Mitmenschen zu üben.

Bei Jesus war es die Schwachheit und Verletzlichkeit seines menschlichen Körpers, die er zum Anlass genommen hat, diesen für uns hinzugeben.

Was ist unter der Wahrheit zu verstehen, die Jesus selbst verkörperte?

Um uns diese Geisteshaltung zu vermitteln, war Jesus gekommen, darin bestand der Sinn der Mission Jesu. Diese Lehre von der grundlegenden Änderung unserer Lebenseinstellung hat er nicht nur verkündet, sondern er hat sie in seiner Passion auch selbst konsequent gelebt. In diesem Zusammenhang bezeichnet er sich selbst als die Wahrheit:

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben … Joh 14, 6

Hier geht es um ein transzendentes Verständnis von Wahrheit – also um jene Wahrheit, die über unsere sterbliche Existenz hinausreicht. Mit anderen Worten; es geht um ein zeitloses Wahrheits- und Selbstverständnis. In diesem Selbstverständnis war Jesus fähig, sich Verrat, Verleumdung, Unrecht, Demütigung, Leiden und Sterben auszusetzen. Denn eben das ist das Wesen der Wahrheit Jesu, dass sie durch keine Sanktion der Welt geschmälert oder vernichtet werden kann, sondern, dass sie immer und ausschließlich Förderung erfährt, und zwar dort, wo sie das Hinderliche aus der Hand Gottes auf sich nimmt und trägt.

Geburt aus Wasser und Geist

Unser Leben in dieser Welt gleicht einem Sinnbild des Untergangs im luftlosen, geistlosen Element, dem Wasser. Die Sehnsucht nach Geist treibt uns nach oben. Man muss hinauf gelangen, die Oberfläche durchbrechen, um neuen Atem – um Geist zu schöpfen.

Durch vertrauensvolles Eintauchen in das Spannungsfeld der Dualität dieser Welt geschieht unsere neue Geburt aus Wasser und Geist

Die tiefsinnigsten Reden Jesu finden sich zweifellos im Johannesevangelium. Eine davon in Form eines Zwiegesprächs, das Jesus dort mit dem jüdischen Geistlichen Nikodemus führt, einem Pharisäer. Nikodemus war offensichtlich ein heimlicher Bewunderer Jesu, doch öffentlich zu ihm bekennen wollte er sich nicht. Nikodemus kommt wohl aus diesem Grund in der Dunkelheit der Nacht zu Jesus und sucht das Gespräch mit ihm. Doch Jesus gibt sich distanziert. Auf die Äußerungen und Fragen des Geistlichen antwortete er ausschließlich in Sinnbildern, die um das Thema Geburt aus Wasser und Geist kreisen. Die Antworten, die Nikodemus sich von Jesus erhoffte, erhält er definitiv nicht und bleibt am Ende verwirrt zurück.

Ein Wort vorab

Im Folgenden werde ich auf den Sinngehalt der Antworten Jesu eingehen. Dazu gebe ich den Text aus dem Johannesevangelium abschnittsweise wieder. Nach jedem Abschnitt folgt zunächst ein kurzer Hinweis auf Besonderheiten zum Urtext und danach die entsprechende Auslegung.
Vorab sei noch darauf hingewiesen, dass der Symbolgehalt von Sinnbildern nie vollkommen und endgültig ausgeschöpft werden kann, da sie immer einen Bedeutungsüberschuss aufweisen. Dies betrifft im besonderen Maße sämtliche Sinnbilder und Gleichnisse, die Jesus verwendete, und das ist beabsichtigt. Seine Bilder und Gleichnisse sind gewissermaßen „Zeitkapseln“, die seine Botschaft unverändert durch die Zeiten hindurch transportieren. Durch jede, auf das jeweilige Zeitgeschehen bezugnehmende Interpretation, erwachen diese Sinnbilder zu neuem Leben und eröffnen uns ein Stück weit die zeitlosen Inhalte der Botschaft Jesu. 

„Ein Pharisäer namens Nikodemus, der zur jüdischen Führungsschicht gehörte, kam eines Nachts zu Jesus und bekannte: „Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, der von Gott kommt. Denn wer solche Wunder wirkt wie du, der muss schon mit Gott zu tun haben.
“Jesus antwortete: „Amen, amen, ich sage dir: Nur einer der noch einmal von oben her geboren wird, kann Gottes Reich sehen.“

Johannes 3, 1-3

Hinweis zum Urtext:
Das griechische Adverb ἄνωθεν, ánothen  (“von neuem”) fasst Nikodemus nicht als “von oben her” auf, obwohl das dem Wort nach möglich wäre, sondern er versteht es als erneute bzw. nochmalige Geburt, wie der nachfolgende Vers deutlich macht, da Nikodemus von der erneuten Rückkehr eines Menschen in den Mutterleib spricht. Aufgrund dieser Mehrdeutigkeit habe ich das Adverb im Text nach seinem doppelten Sinn wiedergegeben.

Vordergründiges und hintergründiges Sehen

Die Erklärung Jesu auf das freimütige Bekenntnis des Nikodemus wirkt im ersten Moment deplatziert, da dieser ihn ja gar nicht nach dem Reich Gottes gefragt hatte, doch das ist sie nicht. Nikodemus erklärt Jesus, man würde ihn wegen seiner Wunder, die er in der Öffentlichkeit wirkt, als von Gott gesandt anerkennen. Doch Jesus gibt ihm zu verstehen, dass das, was er gesehen hat (nämlich die Wunder), nicht das ist, was er gekommen ist offenbar zu machen. Er sei gekommen, um das Reich Gottes auf Erden sichtbar zu machen. Die Heilungen sind äußerliche Zeichen. Wer die Mission Jesu am äußerlich Sichtbaren festmacht, bleibt blind für das Eigentliche und hintergründige seiner Mission, das in seiner Botschaft vom Reich Gottes liegt. Insofern ist die Antwort Jesu auch Ausdruck einer gewissen Enttäuschung darüber, dass Nikodemus sein Bekenntnis an äußeren Erscheinungen festmacht – dass ein führender geistlicher Lehrer sich mehr von Wundertaten, als von den Worten seiner Lehre beeindruckt zeigt. Jesus war gekommen, eine Botschaft zu vermitteln, durch die der Mensch ein geistig Sehender wird, um das Reich Gottes in allen Geschehnissen sehen zu können. Die Enttäuschung darüber, dass die Aufmerksamkeit der Menschen auf das Vordergründige fixiert ist, bringt Jesus aber auch gegenüber seinen Jüngern unmissverständlich zum Ausdruck:

“Habt ihr denn keine Augen, um zu sehen und keine Ohren, um zu hören?“  Markus 8, 18

Daraufhin fragte Nikodemus: „Und wie kann jemand geboren werden, wenn er schon älter ist? Kann er etwa wieder in den Mutterleib zurückkehren und noch einmal geboren werden?“
Jesus antwortete: „Amen, amen, ich sage dir: Nur wer aus Wasser und Geist geboren wird, kann in das Reich Gottes hineingelangen. Fleischgeborene bringen Fleischgeborene hervor und Geist gebiert Geist. Sei nicht verwundert darüber, dass ich dir gesagt habe, ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wo er hingeht. So ergeht es jedem, der aus dem Geist geboren ist. Nikodemus antwortete und sagte zu ihm: Wie ist so etwas möglich? 

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du bist der Lehrer des Volkes Israel und weißt das nicht? Amen, amen ich sage dir: Was (Johannes) der Täufer und ich wissen, das verkünden wir, und wir bezeugen, was wir geschaut haben. Ihr aber wollt unser Zeugnis nicht hören. Wenn ihr schon nicht glaubt, was ich über Irdisches sage, wieviel weniger werden ihr dann glauben, wenn ich euch vom Himmel sage.

Johannes 3, 4-12

Hinweis zum Urtext:
Das griechische Wort für “Geist” und “Wind” ist identisch: πνεῦμα, pneuma. Ebenso auch das hebräische und aramäische Wort רוח ruach bzw. ruch, das neben Wind auch Atem oder Hauch bedeuten kann. Der Begriff „Heiliger Geist“ beispielsweise, kann im Hebräischen auch als „Heiliger Atem“ oder „Atem Gottes“ gelesen werden.

Menschliche und göttliche Geburt

Auf die Frage von Nikodemus, was es mit dieser neuen Geburt von oben auf sich hat und ob der Begriff Geburt hier im wörtlichen Sinne zu verstehen sei, erklärt Jesus zunächst, welche Voraussetzung erfüllt sein muss, um in das Reich Gottes gelangen zu können. Damit lenkt er die Aufmerksamkeit von Nikodemus nochmals vom vordergründigen auf das hintergründige Geschehen um das Reich Gottes. Danach folgt der Hinweis Jesu auf zweierlei Geburten, unterschiedlicher Art, nämlich einer fleischlichen und einer geistigen.

Doch wenden wir uns zunächst der Bedingung zu, die Jesus nennt, ohne die kein Eingang in das Reich Gottes möglich ist – der Geburt aus Wasser und Geist. Bedenkt man allein die Mehrdeutigkeit und die Bedeutungsvielfalt des Begriffs Geist im Urtext, so drängt sich ein Sinngehalt sofort auf, und dieser liegt in der Gegensätzlichkeit der beiden Begriffe:

Auf der einen Seite ist da der Geist als Element der Luft, des Windes, des Atems und auf der anderen Seite das Wasser, als das geistlose bzw. das luftlose Element. Zugleich ist aber der Wind (Geist) auch ein Element des Himmels – der Höhe, das von oben kommt und dort wirkt. Sein Gegensatz ist das Wasser, das niedere, irdische und dunkle Element, das mit dem Abgründigen, also mit dem Begriff der Tiefe in Verbindung gebracht wird. Damit lässt sich nicht von ungefähr eine direkte Parallele zum alttestamentlichen Schöpfungsmythos ziehen, wo es heißt:

Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. 1. Mose 1,2

Vom Wesen der Geistgeborenen

Die erneute Geburt, von der Jesus hier spricht, beschreibt insofern einen neuen Schöpfungsakt. Es geht um die Geburt neuer Geschöpfe, die in eine neue Welt hineingeboren werden, nämlich in das Reich Gottes. Aus dem Element Wasser sind alle Menschen bereits geboren, entsprechend ihres fleischlichen Ursprungs von “unten”. Doch auch das Potential der hohen, geistigen Geburt ist in allen Menschen angelegt, die bereits „hören“, dass etwas Hintergründiges in dieser Welt vor sich geht. Diese Menschen sind jene, die „Ohren haben, um zu hören.“ Jesus verdeutlicht dieses Phänomen in dem Satz:

Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wo er hingeht. So ergeht es jedem, der aus dem Geist geboren ist.“

Was heißt das?  Es besagt, dass all jene aus dem Geist Geborene sind, die nach dem Woher und dem Wohin des menschlichen Daseins fragen und suchen, die innerlich von der Frage bewegt werden; woher kommen wir, und wohin gehen wir? Diese Menschen sind es, die das Raunen des Geistes schon vernehmen, aber es nicht deuten können. Wegen dieser Menschen ist Jesus gekommen, um ihnen den Weg in das Reich Gottes zu weisen. Denn Christus ist jener, der von sich sagen kann:

Ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisst nicht, woher ich komme und wohin ich gehe.“ Johannes 8,14

Hier sind die beiden Beschaffenheiten, die notwendig sind und die uns fähig machen, in das Reich Gottes zu gelangen. Doch damit ist die Deutung der Sinnbilder „Wasser und Geist“ keineswegs ausgeschöpft. Bisher haben wir beide Sinnbilder getrennt betrachtet und gedeutet.  Von viel  grundlegenderer Bedeutung ist aber ihre Bedingtheit und Abhängigkeit zu einander. Jesus sagt ja nicht, dass man zuerst aus Wasser und danach aus Geist geboren werden müsse, um in das Reich Gottes zu gelangen, sondern er sagt:

Nur wer aus Wasser und Geist geboren wird, kann in das Reich Gottes gelangen.“

Das Sinnbild der Geburt

Um den tiefen Sinn, der in dieser Metaphorik liegt, zu verstehen, müssen wir uns zunächst dem Sinnbild der Geburt zuwenden und es deuten, damit sich uns die Bedeutung der Gegensätzlichkeit der Begriffe, Wasser und Geist erschließt. Was also ist in diesem Zusammenhang bezeichnend für den Vorgang der Geburt? Geburt ist ein schmerzvoller Akt und steht damit auch für einen Zustand der Ausweglosigkeit, der, wenn er zu einem guten Ende kommen soll, nur einen Ausgang kennt, nämlich das Geborenwerden eines neuen Menschen. Geburt wird von dem, der geboren werden muss, als lebensbedrohliche Einengung empfunden, wie es die sinkende Herzfrequenz des Kindes während einer Wehe bezeugt. Jesus verwendet eben dieses Sinnbild von der Geburt als beängstigenden und schmerzvollen Vorgang noch einmal an einer anderen Stelle:

„Wenn eine Frau gebiert, so hat sie Traurigkeit, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst, um der Freude willen, dass ein Mensch in die Welt geboren ist.“  Johannes 16, 21

Aus der Dualität zur Einheit des Geistes

Das Leben in dieser Welt gleicht einem Sinnbild des Untergangs im luftlosen, geistlosen Element, dem Wasser. Die Sehnsucht nach Geist treibt uns nach oben. Man muss hinauf gelangen, die Oberfläche durchbrechen, um neuen Atem – um Geist zu schöpfen. Was heißt das? Im Spannungsfeld der Dualität dieser Welt geschieht jene neue Geburt aus Wasser und Geist, und in diesem Sinne müssen wir von neuem, d. h. von oben geboren werden. Unten im Alten, Vergänglichen ist für uns Geistgeborene kein Raum mehr. Für uns ist das Alte bereits vergangen, weil es als vergänglich erkannt wurde und aus geistiger Sicht nicht mehr erhaltbar ist. Das Neue, Unvergängliche und Zeitlose ist noch nicht offenbar, aber wir wissen darum und indem wir auf die Macht des Geistes vertrauen, werden wir aus den Tiefen des Wassers nach oben gezogen. Doch der Weg dorthin ist bedrohlich, beängstigend und nimmt uns den Atem. Das bedeutet, jede Einengung, jede Beschwerlichkeit, die wir in dieser Welt erfahren gleicht einer Wehe, die uns in das Reich Gottes hinein gebären will.

Geburt aus Wasser und Geist

Jede Erfahrung und Konfrontation mit Krankheit, Hass, Ungerechtigkeit, Schwäche (eigener wie fremder), Leid und Tod, gleicht unserem Untergang in abgründigen Tiefen dunkler Wasser.

Das Wasser als ein Symbol des luft- und geistlosen Elements versinnbildlicht jede Erfahrung in dieser Welt, die uns geistlos, sinnlos, böse und bedeutungslos erscheint.
Doch der Geist verharrt nicht in diesem Zustand, er strebt nach oben zu sich selbst: Geist sucht seinesgleichen – Geist gebiert Geist. Die Sehnsucht nach dem Geist, nach dem Atem, zieht uns nach oben. Und jedes Mal, wenn wir die Oberfläche – das Oberflächliche – durchbrechen, schöpfen wir neuen Atem, den Geist Gottes, der uns erkennend und zu neuen Kreaturen macht. Jede Überwindung durch den Geist ist ein Hindurchdringen vom Tod zum Leben, im Geist der Botschaft Jesu. Jedes neue Auftauchen aus dem Wasser und Aufnehmen von Geist – ist eine Geburt aus Wasser und Geist.

Geburt aus Wasser und Geist, ist insofern kein einmaliger oder ultimativer Akt, sondern ein immer wieder erneutes Handeln in einer bestimmten Geisteshaltung. Jener Geisteshaltung, in der auch Jesus Christus seine eigene Passion auf sich genommen hat. Indem er sie im Vertrauen auf den Geist auf sich genommen hat, hat er sie bedeutsam gemacht. Denn allein der Geist vermag das Sinnlose mit Sinn zu erfüllen, wodurch es gewandelt und überwunden ist.

In der Welt habt ihr Angst, aber seid getröstet, denn ich habe die Welt überwunden.” Johannes 16, 33