Von dort wird er kommen, zu richten …

Wenn Vergebung der Dreh- und Angelpunkt der Botschaft Jesu ist, wozu dann ein Jüngstes Gericht und inwiefern werden wir dann gerichtet? Eine erste Antwort darauf lautet: Weil alle Entzweiung mit Gott begrenzt ist. Das Begrenzte ist aber nicht das Ewige und Zeitlose. Die Sphäre des Geistes (Gottes) ist die zeitlose und unbegrenzte und außerhalb dieser existiert nichts Bleibendes. Das Begrenzte endet eines Tages, das Ewige und Zeitlose hingegen ist das Immerwährende. Soweit wir begrenzt denken und handeln, werden wir selbst ein Ende finden müssen.

Das Jüngste-Gericht – Was ist das?

English version

Jesus redete vom Jüngsten Gericht, daran besteht kein Zweifel.
Im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es: Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Doch was darunter zu verstehen ist, wird von vielen eher nach menschlichen Vorstellungen gedeutet und verfehlt damit den Geist der Botschaft Jesu. Um den drohenden und unerbittlichen Charakter des Jüngsten Gerichts zu unterstreichen, bedient man sich vielfach der Schilderungen aus dem Buch der Offenbarung. Dass es sich bei der Bildsprache der Offenbarung um eine mystische Schau von Visionen handelt, deren Sinnbilder einer Interpretation – wie übrigens auch die Gleichnisse Jesu – bedürfen, ist dabei den wenigsten bewusst, weshalb viele sie wortwörtlich nehmen. Was uns Jesus mit seinen Hinweisen auf das Jüngste Gericht verdeutlichen wollte, erschließt sich uns erst aus dem inhaltlichen Zusammenhang seiner Lehre und aus den Umständen seiner Passion. Das bedeutet, alle Inspiration und Interpretation, die uns die Apostel in ihren Schriften hinterlassen haben, können nur auf Grundlage der Worte und der Handlungsweise Jesu eine stimmige Deutung erfahren. Jede Darstellung, die nicht den Aussagen der Botschaft Jesu Rechnung trägt, verfehlt den Geist des Evangeliums.


Gott – die unteilbare Einheit

Das Evangelium, oder die gute Nachricht, wie es übersetzt heißt, besagt, dass Gott alle Schuld vergeben „will“. Warum ist das so? Weil Gott die Vergebung selbst ist, und das bedeutet, dass „in“ Gott so etwas wie Schuld und Strafe nicht existieren. Würden in Gott Schuld und Strafe existieren, so wäre Gott geteilt, nämlich in einen guten und einen schlechten – in einen schuldigen und einen unschuldigen Teil. Gott aber ist in und mit sich selbst eins, das heißt Gott ist ungeteilt und ohne Widerspruch. Und was immer zu Gott gelangen will, das muss selbst eins werden und sein. Denn Gott ist ja die Wahrheit selbst und diese ist unteilbar, wie dies auch die biblischen Texte verdeutlichen:

Höre, Israel, der JHWH, unser Gott, ist ein einiger Gott.

5. Mose 6

Und Jesus unterstreicht diese Aussage in einer gegenteiligen Metaphorik:

Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet; und jede Stadt oder jedes Haus, das mit sich selbst uneins ist, wird nicht bestehen.

Matthäus 12,26

Und in eben diesem Sinne verdeutlicht Jesus, dass Gott selbst nicht richtet:

Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben.

Johannes 5,22

Das ist die Konsequenz des oben Gesagten, nämlich, dass Gott nur in Relation zum Sohn überhaupt richten kann. Warum ist das so?

Gott selbst ist nondual, aber im Sohn hat er die Welt der Dualität und Teilung betreten, um sie mit Gott wieder zu vereinen.

Daher müssen wir auf den Sohn „blicken“, um das Wesen des Jüngsten Gerichts zu verstehen. Und in diesem Sinne erklärt Jesus, er tue nur das, was er den Vater tun „sieht“:

Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn.

Johannes 5, 19

Doch welches Tun des Sohnes sehen wir, woraus wir schließen können, was der Vater tut? Die Antwort ist schlicht: Wir sehen in Jesus Christus jenen Sohn, der dazu auffordert, bedingungslos zu vergeben, um dem Wesen eines einigen Gottes gerecht zu werden:

Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet, so wird euch vergeben.

Matthäus 7,1

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Matthäus 6, 12

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Matthäus 6, 14-15

Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind.

Johannes 17,20-22

Doch Jesus fordert diese Bereitschaft nicht nur von uns, sondern er kommt dieser Forderung selbst konsequent nach, indem er sterbend am Kreuz seinen Feinden vergibt. Das ist es, was der Sohn den Vater „tun“ sieht und daher kann auch der Sohn nur so handeln, nämlich bedingungslos vergeben. Diese Geisteshaltung ist es, durch die wir (wo wir sie annehmen) zu Gott gelangen. Das ist unser Weg zu Gott. Eine andere Möglichkeit existiert nicht, wie Jesus verdeutlicht:

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

Johannes 14,6

Denn in der Gewissheit, dass dem, der in diese Einheit vertraut, alles dienen muss, konnte der Sohn allumfassend Vergebung üben und vom Kreuz herab verkünden:

Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun!

Lukas 23,34

Vergebung durch Einsicht in das Wesen Gottes

Jesus Christus ist gekommen, zu verkünden und durch seine Passion zu verdeutlichen, dass in der Sphäre des Geistes (in Gott) kein Grund zur Verurteilung oder Bestrafung existieren kann. Daher sollen wir unser eigenes Leben so auffassen, wie Jesus sein Leben verstanden und aufgefasst hat. Aber wie hat Jesus sein eigenes Leben denn aufgefasst und verstanden? Jesus war es gegeben, in der Sinnlosigkeit und Geistlosigkeit des an ihm verübten Unrechts, seiner Verleumdung, Anklage, Verurteilung, Folter und Hinrichtung den Willen Gottes zu finden, wodurch diese Geschehnisse eine Bedeutung finden mussten.

Solange wir Unrecht, Leid und Tod auf ein böses Schicksal oder auf unsere Feinde zurückführen, werden wir Schaden nehmen.

Schaden nehmen wir insofern, als wir an einer Wirklichkeit, mit der wir entzweit sind, innerlich zerbrechen müssen. Was wir aber nach dem Willen Gottes auf uns nehmen, das muss gut werden, da aus Gott nur Gutes, nur Leben fließt. Jesus Christus ist gekommen, damit sich der Grund und die Ursache unseres Leides ändern.

Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.

Matthäus 16,25

Das ist die inhaltliche und geistige Konsequenz, die aus der Passion Jesu folgt.

Jesus sah sich in der Lage, den Willen Gottes in Unrecht, Leid und Tod zu erkennen, wodurch er diese Bereiche des Menschseins überwand, damit sie gut werden konnten, uns zum Vorbild und Trost.

Und ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst.

Markus 14,36

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Johannes 16,33

Selbst die Haare auf eurem Kopf sind alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht …

Lukas 12,7

Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. Und doch soll nicht ein Haar von eurem Haupte umkommen.

Lukas 21,17

Wir sehen, das Lebensverständnis, das Jesus in seiner Botschaft verkündete, ist ein allumfassendes und vollkommenes – ein Lebensverständnis, in welchem ausnahmslos allen Dingen eine Bedeutung zukommt, sobald wir unsere Zuversicht auf die Kraft des Geistes setzen, der uns alle Dinge zum Besten dienen lässt, wenn wir ihm nur ganz und gar darin vertrauen.

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen …

Römer 8, 28

Der Jüngste Tag – die geeinte Wirklichkeit

Jüngstes Gericht und Jüngster Tag sind der Sache nach eins, nur aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Der Jüngste Tag ist das Offenbarwerden jener zeitlosen Wirklichkeit, die Jesus in seiner Botschaft verkündete und deren Wesen er uns in seiner Passion verdeutlicht hat. Aber was für eine Wirklichkeit ist das? Es ist die Wirklichkeit des Gerechten, der Gerechtigkeit schafft ohne Anklage, ohne Strafe, ohne Vergeltung, sondern durch Annahme aller Geschehnisse aus der Hand Gottes, wodurch allein sie gut werden können. In dieser Gewissheit empfängt Jesus ausnahmslos alles nach dem Willen Gottes und erfüllt es auf diese Weise mit Geist und Sinn. Dies betrifft insbesondere alle geistlosen und sinnlosen Bereiche unseres Menschseins.

Weil Gott durch nichts eingeschränkt, verletzt, behindert oder beeinträchtigt werden kann, muss ihm alles dienen.

Wer sein Leben auf diese Weise in Gott neu erkennt, dem muss von nun an alles so dienen, wie es Jesus gedient hat. Um uns diese Grundwahrheit aufzuzeigen, ist Jesus Christus gekommen und hat in seiner Passion die Abgründe des Menschseins auf sich genommen. Er ist gekommen, um die ungerechten, die bösen, dunklen und niederträchtigen Geschehnisse, durch den Geist (durch Gott) zu überwinden, wodurch sie nun dienen konnten, so wie er es am Vorabend seiner Gefangennahme seinen Jüngern erklärte:

Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, dass ich gesagt habe: “Ich gehe zum Vater”; denn der Vater ist größer als ich.

Johannes 14, 27

Aber weil ich solches geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns geworden. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch gut, dass ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.

Johannes 16,7

Das Jüngste Gericht – die geteilte Wirklichkeit

Jetzt wird man fragen: Wenn doch Vergebung der Dreh- und Angelpunkt des Evangeliums ist, wozu dann ein Jüngstes Gericht und inwiefern werden wir dann gerichtet? Eine erste Antwort darauf lautet: Weil alle Entzweiung mit Gott begrenzt ist. Das Begrenzte ist aber nicht das Ewige und Zeitlose. Die Sphäre des Geistes (Gottes) ist die zeitlose und unbegrenzte und außerhalb dieser existiert nichts Bleibendes. Das Begrenzte endet eines Tages, das Ewige und Zeitlose hingegen ist das Immerwährende.

Soweit wir begrenzt denken und handeln, werden wir selbst ein Ende finden müssen. Das ist das Gericht, dass eines Tages alle Begrenzung endet – unausweichlich.

Unser menschliches Denken in Kategorien der Strafe und Vergeltung ist ein begrenztes, da es einem geteilten Wirklichkeitsverständnis entspringt. Um das Ewige, das Zeitlose zu gewinnen, muss das Begrenzte und Zeitgebundene gedanklich überwunden werden, denn in der Überwindung des Begrenzten endet auch jegliche Teilung und Entzweiung – endet auch alle Schuld und Anklage. Das Jüngste Gericht ist nichts anderes als ein Offenbarwerden unserer Entzweiung mit Gott, in dem alle Dinge von jeher eins sind. Eines Tages muss alle Entzweiung enden, eben weil sie begrenzt ist. Genauso wie die Macht einer Lüge endet, wenn die Wahrheit ans Licht kommt, so endet auch alles Begrenzte und Zeitliche, wenn es mit der Wirklichkeit des Zeitlosen und Grenzenlosen in Berührung kommt oder eben damit konfrontiert wird. Das Grenzenlose und Zeitlose ist aber nicht ausschließlich etwas Zukünftiges, denn was zeitlos ist, das gilt schon immer, denn es ist ja ohne Anfang und ohne Ende. Das heißt, es gilt sowohl innerhalb der Zeit als auch darüber hinaus. Daher lehrte Jesus: 

Es kommt die Zeit, ja sie ist schon da, dass die Toten die Stimme des Gottessohnes hören. Wer auf sie hört, wird leben.

Johannes 5, 25

Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Denn sehet, das Reich Gottes ist in euerer Mitte.
Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.

Lukas 17, 22

Insofern beruht das Wesen des Jüngsten Gerichts nicht auf einer Laune, einem Gutdünken oder Abwägen eines Urteils durch eine Richterperson, wie es sich manche Menschen gerne vorstellen, sondern es beruht auf der unausweichlichen Folgerichtigkeit des Geistes, der allem gibt, wonach es bittet und ruft: Wer Gnade und Barmherzigkeit wertschätzt, übt und sie erbittet, empfängt Gnade, wer auf Verurteilung und Vergeltung setzt und sucht, empfängt ein Urteil.

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.  

Matthäus 5,7

Nicht etwa, dass Gott selbst verurteilen würde – nein, in Gott existiert keine Verdammnis. Aber soweit in uns jener Irrtum herrscht, der uns glauben lässt, durch Teilung und das heißt, durch Rache, Vergeltung und Strafe, könne die Welt oder der Mensch gebessert werden, soweit sind wir nicht in Gott. Sind wir aber nicht eins mit jener Kraft, die ausnahmslos alle Dinge wirkt, können uns die beschwerlichen und leidvollen Dinge auch nicht zum Guten dienen, wie es der Apostel Paulus im Römerbrief darlegt:

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen …

Römer 8, 28

Der Jüngste Tag – die Bestimmung des Menschen

Eine weitere Antwort auf die oben gestellte Frage möchte ich wie folgt geben: Die menschliche Sehnsucht und den Wunsch nach unbegrenztem Leben empfinden wir nicht von ungefähr. Denn intuitiv wissen wir um den ideellen und zeitlosen Kern unseres Daseins. Der Beweis ist unsere Trauer über die Endlichkeit des menschlichen Lebens und die Sehnsucht nach „mehr“. Wir alle tragen eine Ahnung in uns, dass das Ganze „mehr“ ist als die Summe seiner Teile, wie Aristoteles sagte. Und indem wir dieser Sehnsucht folgen, gehen wir unserer wahren Bestimmung entgegen. Diese Ursehnsucht nach Leben gilt es nun, im Sinne Jesu zu deuten, denn er ist gekommen, damit wir unser Leben in einem neuen, größeren und zeitlosen Rahmen verstehen und erkennen, wodurch es mit Geist erfüllt wird. Der Jüngste Tag, wie auch das Jüngste Gericht, ist nichts anderes, als die Erfüllung unserer Sehnsucht nach Leben und Geist – allerdings in einem unbegrenzten, ungeteilten und bedingungslosen Sinne. Da jegliche Beschränkung, Teilung und Trennung des Lebens durch Unrecht, Irrtum, Krankheit, Schwäche, Leid und Tod zeitlich bedingt ist, wird sie mit der Zeit enden müssen. Soweit wir unser Leben in einem rein zeitlichen Sinne verstehen, sind wir sterblich und daher müssen wir am Jüngsten Tag enttäuscht werden, wenn alles Begrenzte endet. Die Enttäuschung darüber, dass das, was wir für das Leben hielten, etwas gänzlich anderes ist, werden wir als Gericht empfinden.

Wir können und werden nur sein, was wir von Herzen lieben. Nicht weniger und nicht mehr.

Da in Gott kein Gegenteil und insofern auch kein Unwille existiert, werden wir an jenem Tag nur das empfangen können, was wir hier von ganzem Herzen lieben, wertschätzen und wollen. Soweit unsere Hoffnung, unsere Liebe und Wertschätzung auf etwas gerichtet ist, das eines Tages endet, wird dieser “Gegenstand” ein Ende finden müssen. Der Jüngste Tag ist der Anbruch eines zeitlosen und unbegrenzten Lebensverständnisses in uns. Ein Leben, zu dem wir, durch seine Botschaft, bereits hier in dieser Welt finden sollen. Denn nur dieses Verständnis wird sich am Jüngsten Tag als ein gültiges und tragfähiges bewahrheiten – dann, wenn alles Zeitgebundene endet. Verstehen wir unser Leben im Geist Jesu, gewinnt unser Leben diesen Zustand der Zeitlosigkeit. Dieser Zustand wird uns einst, wenn das Zeitliche endet, über alles Zeitliche erheben und tragen, so wie die Arche in den Zeiten Noahs.

Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.

Johannes 5, 24

Jüngster Tag und Jüngstes Gericht in den Gleichnissen Jesu

In vielen Gleichnissen thematisiert Jesus das Wesen des Jüngsten Gerichts. Dabei beleuchtet jedes Gleichnis auf seine eigene, besondere Weise das Prinzip der Teilung und Trennung, das wir in uns tragen und wie es uns am Jüngsten Tag daran hindern wird, in ein neues, geeintes Leben einzugehen. Denn neues, unvergängliches Leben kann nur empfangen, wer das ungeteilte Prinzip des Lebens in sich trägt und verkörpert. Selbstverständlich transportieren die im Folgenden beschriebenen vier Gleichnisse noch weitaus mehr Inhalte. Hier beleuchte ich jeweils nur die Schlusssequenzen, in denen Jesus die unfreiwillige und schmerzhafte Trennung, Enttäuschung und Entzweiung und die Empfindung des Zurückgesetztwerdens thematisiert. Jedes einzelne Szenario vermittelt ein Gefühl für den Anbruch des Gottesreiches und kann damit auch als eine Beschreibung der “Umstände” am Jüngsten Tag bzw. am Jüngsten Gericht betrachtet werden.

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn
(Lukas 15,11–32)

Göttliches und menschliches Privilegverständnis

Am Schluss des Gleichnisses vom verlorenen Sohn lässt der Vater für den heimgekehrten jüngeren Sohn, der sein väterliches Erbe auf unredliche Weise durchgebracht hat, ein Fest ausrichten. Der ältere Sohn ist fassungslos und entzweit sich mit dem Vater über dessen großmütige Geste. Sein Unwille ist so groß, dass er sich weigert, am Fest teilzunehmen. Das Gleichnis zeigt, wie ein Leben in vermeintlicher Tadellosigkeit und Privilegdenken uns das Ziel verfehlen lässt. Nicht der Vater (Gott) ist es, der den älteren Bruder ausschließt, sondern der ältere Sohn verweigert sich selbst der Einheit mit dem Vater (Gott) und dem Bruder (Sohn).

Das Gleichnis von den zehn Brautjungfern (Matthäus 5, 1-13)

Die Wertschätzung des Unentbehrlichen – zur richtigen und zur falschen Zeit

In diesem Gleichnis geht es um den Erwerb der Grundlage des Lichtes, das hier als ein Sinnbild für ein Leben aus dem Geist steht. Die Metapher hier das Lampenöl, das am Tag d.h. während dieses Lebens (zur rechten Zeit) erworben und gewonnen werden soll. In der Schlusssequenz des Gleichnisses schlafen alle zehn Jungfrauen ein, was als Sinnbild für den Tod steht. Bei ihrem Wiedererwachen, nämlich der Auferstehung, eröffnet sich für die eine Gruppe die Möglichkeit des unmittelbaren Eintritts zum Hochzeitsfest. Die zweite Gruppe ohne Lampenöl findet eine geteilte Wirklichkeit vor. Die Tür zum Fest öffnet sich zwar für alle, aber nicht alle können daran teilnehmen. Dabei liegt die Bedingung zur Teilnahme am Fest nicht in der Einladung begründet, sondern in einer fehlenden Voraussetzung der zweiten Gruppe, nämlich dass jeder sein Licht zur Feier mitbringt. Licht ist hier die Voraussetzung für die Durchführung der nächtlichen Feier. Der Mangel an Lampenöl wird von der zweiten Gruppe schmerzlich empfunden, weshalb sie sich mitten in der Nacht (zur falschen Zeit) aufmacht, um Öl zu erwerben. Doch wird ihnen bei ihrer Rückkehr kein Einlass mehr gewährt, da der Bräutigam die Gesellschaft für vollständig erklärt.

Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20, 1-16)

Aufwertung und Abwertung durch unerwartete Wertschätzung

Bei diesem Gleichnis empfinden die ersten gedungenen Arbeiter, die bereits frühmorgens mit der Arbeit begonnen haben, eine Ungleichbehandlung gegenüber jenen Arbeitern, die nach und nach während des Tages gedungen wurden und später hinzukamen. Der Weinbergsbesitzer hält sich an seine Zusage, einen angemessenen Tageslohn zu bezahlen. Aber bei den Arbeitern, die den vollen Tag gearbeitet haben, löst es Verärgerung aus, als bei der Auszahlung auch diejenigen, die viel später hinzugekommen sind, den vollen Tageslohn erhalten. Auch hier liegt die Ursache für den Verdruss der Ersten nicht in einer böswilligen Zurücksetzung durch den Weinbergsbesitzer – im Gegenteil, die Auszahlung ist insgesamt großzügig. Aber die Erwartung der Ersten, es müsse ihnen mehr zustehen, lässt ihre Bezahlung plötzlich minderwertig erscheinen, wodurch sie ihren Lohn selbst entwerten. Auch hier ist es das Privilegdenken der Ersten, wodurch sie sich am Ende zurückgesetzt fühlen.

Das Gleichnis von der Rangordnung der Gäste (Lukas 14, 7-14)

Zurücksetzung durch Hochmut – Ehrung durch Demut

Nach Beobachtung der Gäste und Gastgeber bei einem Hochzeitsfest, zu dem Jesus selbst eingeladen war, zieht er Parallelen zum Wesen des Gottesreiches. In diesem Gleichnis thematisiert er die Situation, in der Gäste sich selbst nahe beim Gastgeber platzieren, ihnen dann aber gesagt werden muss, dass dieser Platz für einen anderen Gast reserviert sei, sodass sie unter den Augen der Öffentlichkeit einen entfernteren Platz an der Tafel einnehmen müssen. Jesus beschreibt hier das Szenario einer Zurücksetzung und Demütigung unter den Augen der Öffentlichkeit. Auch hier ist es die hohe Meinung, die man von sich selbst hat, die an jenem Tag offenbar wird, wodurch man sich dann peinlich zurückgesetzt fühlt. Dabei darf die „Zurücksetzung“ nicht als ein Akt der Bestrafung missdeutet werden. Vielmehr folgt sie aus der Notwendigkeit der Organisation des Gastgebers. Jesus ruft daher zu Demut und aufrichtiger Selbsteinschätzung auf, damit der Jüngste Tag nicht als ein Tag der Zurücksetzung empfunden wird, sondern als ein Tag des Aufrückens, hin zum Zentrum des Festgeschehens – hin zu Gott.

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Als die Zeit noch reichlich
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Welt der Gnade


Titelbild: Aus drei Bildern generiert durch Midjourney, gefügt und bearbeitet mit Adobe-Photoshop.

Versuchung und Erlösung

Eine grundlegende Einsicht und Erkenntnis, die wir aus der Botschaft Jesu gewinnen können, ist diese: Gott führt in Versuchung, solange wir nicht um Erlösung bitten. Ohne Bitten können wir nichts erwarten und empfangen und ohne das Böse auch keine Erlösung davon. Dabei ist es allein unsere menschliche Sehnsucht nach Erlösung, die Gott zum gebenden, die ihn für uns zum Vater werden lässt.

Führt uns Gott in Versuchung?

Das Gebet, das Jesus lehrte, als seine Jünger ihn darum baten, enthält eine bemerkenswerte Bitte, die da lautet:

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Matthäus 6,13

Hier sollen wir an Gott die Bitte richten, uns nicht in Versuchung zu führen. Manche Theologen können und wollen nicht glauben, dass Gott in Versuchung führen kann. So stellen sie die durchaus berechtigte Frage: Ist es nun der Teufel, der uns in Versuchung führt, oder ist es Gott selbst? Oder anders gefragt, liegt die Versuchung des Menschen in Gottes Zuständigkeitsbereich oder liegt sie woanders?

Um Eindeutigkeit zu erreichen, wollen manche Theologen diesen Text lieber „glätten“. Sie meinen, es sollte richtig, heißen: “Lass uns nicht in Versuchung geraten …” Was aber dem Sinn nach nichts ändert, denn auch hier wäre es ja Gott, der unsere Versuchung entweder geschehen lassen oder verhindern kann. Andere sind noch mutiger, sie wittern eine falsche Übersetzung und formulieren völlig neu: Und führe uns „in“ der Versuchung. Bei allen diesen Überlegungen gilt jedoch eines zweifelsfrei: Der altgriechische Text ist eindeutig und lautet exakt so, wie er bisher übersetzt wurde, was uns die Altphilologen bestätigen.

Wie also wäre die Frage nach der Zuständigkeit der menschlichen Versuchung abschließend zu beantworten? Schlüssige Antworten zu dieser Frage findet sich im Kontext der Botschaft Jesu.

Vom anonymen Gott zum gebenden Vater

Eine grundlegende Einsicht und Erkenntnis, die wir aus der Botschaft Jesu gewinnen können, ist diese: Gott führt in Versuchung, solange wir nicht um Erlösung bitten. Ohne Bitten können wir nichts erwarten und empfangen und ohne das Böse auch keine Erlösung davon. Dabei ist es allein unsere menschliche Sehnsucht nach Erlösung, die Gott zum gebenden, die ihn für uns zum Vater werden lässt. Solange wir von Gott nicht alles erdenklich Gute und Notwendige ersehnen, um Beschwerliches und Leidvolles zu überwinden, bleibt Gott für uns eine namenlose, anonyme Größe. Bitten wir aber im Sinne Jesu: “Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.” Matthäus 6,13 So wird uns Gott, eben durch diese Bitte zum Vater und wir zu seinen Kindern.

Im Geist Jesu bitten wir um die Fähigkeit, Gott in allen Geschehnissen suchen und finden zu können, weil dies seinem Wesen entspricht. Ohne sehnsuchtsvolles Bitten können wir nichts empfangen und ohne die innere Auseinandersetzung mit den Erscheinungen des Bösen keine Erlösung.

Es ist unsere Suche und unser sehnsüchtiges Bitten, wodurch wir Gott zum gebenden und damit zu unserem Vater machen.

Ganz in diesem Sinn ist auch das folgende Jesuswort zu verstehen:

Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan …

Matthäus 7, 7-8

Worin liegt der Sinn der Versuchung?

Erst dort, wo wir im Sinne Jesu, Gott als Ursache ausnahmslos aller Geschehnisse verstehen, die uns begegnen, empfangen wir alles aus der Hand Gottes, wodurch die Dinge für uns gut werden können. Bedenken wir in diesem Zusammenhang, dass Jesus in seiner Passion selbst Unrecht, Leid und Tod aus der Hand Gottes entgegengenommen hat. Und bedenken wir weiter, dass auch Jesus versucht wurde, wie uns die Evangelien berichten. Diese Geschehnisse hatten für Jesus eine grundlegende Bedeutung, denn aus seiner Haltung gegenüber seiner Passion und seiner Versuchung, können wir wiederum geistige Erkenntnisse gewinnen, die uns andernfalls nicht erreicht hätten. Daraus folgt: Passion und Versuchung Jesu hatten einen tiefen Sinn und in gleicher Weise soll (im Geist Jesu) auch unsere eigene Versuchung einen Sinn finden, worauf allein sich unsere Erlösung vom Bösen begründet. Erlösung bedeutet, dass Geist und Sinnloses unverhofft Geist und Sinn erfährt und Sinnfindung bedeutet Gott finden. Und Gott finden ist wiederum gleichbedeutend mit unserem Gefunden-werden durch Gott.

Versuchung und Erlösung – zwei Zustände

Versuchung und Erlösung sind zwei unterschiedliche innere Zustände der Wahrnehmung unseres Daseins. Diese Zustände formen unsere inneren Überzeugung. Versuchung ist eine Minderung unserer Wirklichkeit, Erlösung hingegen deren Vermehrung.

Im Zustand der Versuchung verstehen wir unsere Existenz aus uns selbst heraus. Das heißt, hier finden wir alles Lebenswerte, das wir suchen, wünschen und ersehnen als etwas sinnlich Erfahrbares, äußerlich Verfügbares oder durch uns selbst Herstellbares. Alles für uns Lebenswichtige und Mögliche befindet sich nach diesem Verständnis in dieser Welt, nichts kommt von „außerhalb“. Versuchung ist ein Zustand, in dem der Transzendenz des menschlichen Daseins keine Bedeutung zukommt. Der Mensch ist das, als was er seiner Äußerlichkeit nach erscheint, nicht weniger und nicht mehr. Insofern ist dies ein Zustand der Geistlosigkeit, der Profanität, der Banalität und der Sinnlosigkeit des Daseins. Leben wir in dieser Überzeugung, so reduzieren wir unsere menschliche Existenz auf die irdische, zeitgebundene und vergängliche Erscheinung. In diesem Zustand können und werden wir hinderlichen, leidvollen und beschwerlichen Situationen keine Bedeutung beimessen können. Dies ist der Zustand, in dem wir „in“ Versuchung sind, da wir gedanklich eins geworden sind mit der Versuchung, denn wir nehmen alles Äußere für bare Münze.

Der Zustand der Erlösung hingegen ist ein suchender, ein bittender, ein sehnsuchtsvoller, der die Überwindung aller menschlichen Hindernisse im Geist, also in Gott erkennt. In diesem Zustand erkennen wir unseren Wesenskern als ideell, zeitlos und unvergänglich. Drei Zitate mögen diesen Gedanken verdeutlichen:

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.              

Aristoteles

Gut ist, was Wesen und Dingen ein Mehr an Wirklichkeit verleiht, böse, was ihre Wirklichkeit mindert. 

Simone Weil

Ist nicht das Leben mehr als Essen und Trinken und der Leib mehr als die Kleidung?  

Matthäus 6, 25

Erlösung macht uns fähig, alle Hindernisse dieses Dasein zu transzendieren, und das bedeutet, sie gedanklich zu überwinden. In diesem Zustand verstehen wir unsere gesamte Existenz in Gott und aus Gott. In der Überzeugung, die uns dieser Zustand verleiht, erkennen wir Gott als die Ursache aller Dinge, die uns begegnen und anhaften; Versuchung wie Erlösung gleichermaßen. Wann immer wir uns in diesem Zustand befinden, erkennen wir die Notwendigkeit menschlicher Versuchungen und wir werden fähig und mächtig, Gott um etwas zu bitten, das dieser uns nicht verwehren kann. Hier ist es die konkrete Bitte, dass unsere Versuchung der Erlösung dient.

In Gott sein oder in Versuchung sein

Ist Versuchung nun notwendig, oder soll sie vermieden werden? Beides! Wenn Jesus lehrt zu bitten: „Und führe uns nicht in Versuchung“ so ist in diesem Wort „in“ das Wesentliche dieser Bitte ausgedrückt. Denn so, wie wir durch Christus „in“ Gott gelangen, um vollkommen mit ihm eins zu werden, so können wir auch „in“ Versuchung geführt werden, wodurch wir eins werden mit der Versuchung. Dieses Einswerden mit der Versuchung ist es, wovon wir um Erlösung bitten sollen, wodurch es geschieht. Wir bitten nicht darum, dass unser Leben ohne Versuchung sein soll, sondern dass wir nicht eins werden mit der Versuchung. Diesen Ausdruck des Einswerdens mit einer Sache verwendet Jesus mehrfach an anderer Stelle:

An dem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch … // … damit sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien … 

Johannes 14, 20-21

Wer aber die Wahrheit tut, der kommt an das Licht, damit seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott getan.

Johannes 3, 21

Das Einswerden mit der Versuchung ist es, das Gott verhindert, sofern wir ihn darum bitten, denn erst dort, wo wir gedanklich eins werden mit der Versuchung, sind wir tatsächlich „in“ Versuchung geführt worden.

Die Distanz gegenüber sich selbst

In Versuchung geführt zu sein bedeutet, dass wir dem Schein der Dinge erliegen, dass wir Irrtum und Täuschung für Wahrheit und Wirklichkeit halten. Solange wir Versuchung als solche erkennen, sind wir der Versuchung zwar ausgesetzt, aber nicht „in“ Versuchung geführt worden, denn wir wissen um die Falschheit unserer Gedanken und Handlungen, so wie es auch der Apostel Paulus formulierte:

Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber etwas tue, was ich nicht will, so tue ich dasselbe nicht; sondern die Sünde, die in mir wohnt …

Römer 7, 19-20

Dass wir versucht werden, das ist unvermeidlich, ja es ist sogar ein wesentlicher und notwendiger Teil unserer Existenz, damit wir erkennen können und wir Sehnsucht zu Gott gewinnen.

Die Bitte um Geist

Die einzige Bitte, der sich Gott nicht verschließen kann, ist die Bitte um Geist – ist die Bitte um Gott selbst. Gott kann nur sich selbst geben, da außerhalb Gottes nichts ist, was gegeben werden könnte. Wer Gott nicht entbehrt, der wird immer das Unwesentliche, das Zeitgebundene und das Entbehrliche entbehren und vermissen. Darin liegt die Versuchung, dass wir glauben, Gott entbehren zu können. Dieser Irrtum entfremdet uns von allem Wesentlichen, wie; Leben, Liebe, Geist und Sinn.  Durch diesen Irrtum werden wir selbst unwesentlich und ein Opfer der Beliebigkeit. Jedoch durch unsere Bitte und Sehnsucht, nicht in Versuchung geführt zu werden, treffen wir ins Zentrum der „Sehnsucht“ Gottes. Denn in gleicher Weise, wie wir uns nach einem Zustand sehnen, der frei ist von Täuschung und Illusion (Versuchung), sehnt Gott sich danach, uns von Täuschung und Illusion zu befreien, wodurch wir mit ihm eins werden.

Freier Wille

Der freie Wille ist ein Ideal,
Ist weder Regel noch Gesetz in dieser Welt
Denn jeder handelt wie es ihm gefällt;
Beliebigkeit kennt keine freie Wahl.

Fest gebunden liegt der freie Wille,
an dem Gebot der Liebe und Wahrhaftigkeit
Und jenseits diesem liegt nur Krieg und Streit;
Freiheit bleibt dort eine taube Hülle.

Nur Einsicht in die tiefste Unfreiheit,
Und Distanz zu eig‘nem Denken oder Handeln
Wird befang‘nen Willen dort verwandeln,
Wo er zum Abgang und zum Tod bereit.


Dresden am  10. Juli 2020
Audiodatei: Freier Wille

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Schuld und Vergebung

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Wohl kaum ein Aspekt der christlichen Botschaft hat je eine größere Pervertierung erfahren, als die neutestamentlichen Aussagen über Schuld und ...
Das Taufverständnis Jesu

Zum Taufverständnis Jesu

Der Auffassung Jesu nach, muss der Begriff der Taufe viel weiter gefasst werden, als wir ihn aus dem gängigen kirchengeschichtlichen ...
Jesus heilt

Die Heilung durch den Geist

Jesus heilte die Menschen durch den Geist ohne dafür irgendeine Gegenleistung zu erwarten. Eine Praxis, die von der Schulmedizin heute ...
Patti-Smith

Patti Smith und die Dogmatik

Neulich fiel mir ein Zeitungsartikel über ein Rockkonzert in die Hand, in dem die  Unverständlichkeit einer Aussage Jesu thematisiert wurde ...
Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Aus Angst vor den Unwägbarkeiten des Daseins, meinen wir das Leben (be)zwingen zu müssen. Doch führen wir damit einen ...

Selbstüberschätzung

Das Gleichnis vom Turmbau

Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin ...

Der überkonfessionelle Blog mit geistigen Impulsen aus der Botschaft Jesu

Eine kreative Auseinandersetzung mit den Inhalten des Neuen Testaments

Was war der Sinn der Mission Jesu? Warum lässt Gott das Leid in der Welt zu? Führt Gott die Menschen in Versuchung? Warum betrachtete Jesus seine Hingabe am Kreuz als notwendig? Inwiefern sollte durch Jesu Tod am Kreuz unsere Schuld vergeben sein? Welche geistigen Impulse können uns die Aussagen Jesu heute geben?

Diesen Fragen spüre ich hier auf vielfältige und unterschiedliche Weise nach und freue mich über einen gedanklichen Austausch mit Menschen, die diese Thematik ebenso fasziniert und bewegt wie mich. Scheuen Sie sich also nicht, mir unter einem Beitrag, Gedicht oder Lied einen persönlichen Kommentar zu hinterlassen. Durchaus auch kritisch oder kontrovers! Ich antworte auf jedes ernstgemeinte Anliegen. Gerne können Sie sich auch in den kostenlosen Newsletter (Seitenleiste hier rechts unten) eintragen, den ich circa vierteljährlich versende. Bei Interesse kann auch eine Leseprobe meines Buches ESSENZEN – Die Botschaft Jesu kostenfrei als PDF-Datei heruntergeladen werden. Alles weitere Relevante zu meiner Person, was ich beruflich mache, und weshalb mich dieses Thema bewegt, erfahren Sie auf der Seite: ÜBER

Überkonfessionell – undogmatisch – inhaltlich

Meine Auffassung vom christlichen Glauben ist frei von konfessioneller Vereinnahmungen und engstirniger Dogmatik. Ohne erhobenen Zeigefinger gegenüber Kritikern, Zweiflern, Skeptikern oder sogenannten „Ungläubigen“ geht es mir hier ausschließlich um die Inhalte der Botschaft Jesu. Dabei halte ich die christliche Lehre für inhaltlich so „stark“ – ihre Aussage für so zeitlos und universell, dass sie außerbiblische Vergleiche mit anderen Weltanschauungen, Philosophien oder “fremden” Religionen nicht zu scheuen braucht. In diesem Sinne verstehe ich ihren Anspruch als religionsübergreifend, ja, allumfassend.

Kreativ – spirituell

Die inhaltliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik führt mich in die Geschichte, die Literatur, die Poesie, die bildende Kunst, die Lyrik, die Musik, die Mystik, die Wissenschaft, die Philosophie etc. So finden sich hier neben theologischen Beiträgen und Gedankenimpulsen auch Gedichte, Prosa sowie musikalische Werke mit christlich-spirituellem Themenbezug.

Christlich – philosophisch

In meiner Suche nach adäquatem Ausdruck bediene ich mich der alten, urchristlichen Tradition des freien Nachdenkens und Philosophierens über die Worte Jesu im besten Sinne des Wortes: „Philos-Sophia“, nämlich als Freundschaft zur Weisheit. Eine Praxis, wie sie bereits in den ersten Briefen des neuen Testaments, den sog. Episteln, lebendig bezeugt wird – eine Praxis, welche die Botschaft Jesu als Weisheits- und Erkenntnislehre ausweist:

“In Christus verborgen liegen alle Schätze, der Weisheit und der Erkenntnis.”

Kolosser 2,1–5

Die Philosophie, d. h. die Weisheitslehre Jesu sucht nicht das Trennende, vielmehr sucht sie bewusst das Gespräch, den Dialog. Jedwede Ausgrenzung oder Sanktionierung Andersdenkender oder die Forderung: “Das musst du glauben!”, ist einer christlichen Philosophie fremd.
Damit steht christliche Philosophie auf der Grundlage der Geisteshaltung Jesu, der selbst stets bemüht war, auf ernst gemeinte und interessierte Fragen, umfassende und tiefgründige Antworten zu geben.

Die Botschaft Jesu ist frei von Hierarchie- oder Elitedenken, das heißt, sie hat nichts Knechtisches, was insbesondere in den Abschiedsworten Jesu zum Ausdruck kommt:

“Ein Knecht weiß nicht was sein Herr tut …//… Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid …//… Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben lässt für seine Freunde.”

Joh 25, 5-23 (Altgriechisch: philos=Freund)

Idealistisch

Christophilos ist kein kommerzielles Projekt. Als rein private Initiative wird es von keiner Gruppierung oder religiösen Gemeinschaft unterstützt, vereinnahmt oder getragen. Es ist individueller Ausdruck eines aufrichtigen, inneren Interesses an einer freien und geistig-kreativen Auseinandersetzung mit den Inhalten der Botschaft Jesu.

Wer mir auf Facebook oder Twitter folgen möchte, findet mich dort jeweils unter meinem Namen.