{"id":175,"date":"2019-04-09T18:56:32","date_gmt":"2019-04-09T18:56:32","guid":{"rendered":"https:\/\/christophilos.de\/?page_id=175"},"modified":"2024-03-09T08:04:28","modified_gmt":"2024-03-09T07:04:28","slug":"kurzinterview","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/christophilos.de\/elmar-vogel-botschaft-jesu\/kurzinterview\/","title":{"rendered":"Kurzinterview"},"content":{"rendered":"\n

Herr Vogel, Sie kommen nicht aus der Schule der Theologie, sondern aus den Reihen der kreativen Handwerker. Was hat Sie bewogen ein Buch \u00fcber Jesus zu schreiben?<\/strong> <\/p>\n\n\n\n

Das ist richtig, ich komme weder aus einem theologischen noch aus einem streng kirchlichen Elternhaus. Berufsbedingt kam ich w\u00e4hrend meiner Ausbildung zum Steinbildhauer mit den Themenbereichen: Bildsprache, Symbolik und Vermittlung von religi\u00f6sen Inhalten f\u00fcr den sakralen Bereich (Kircheneinrichtung und Grabmalgestaltung) in Ber\u00fchrung. Die ganz pers\u00f6nliche Faszination an der Botschaft Jesu und an seiner Gestalt spielte dabei sicher auch eine zentrale Rolle. Nach eingehender Lekt\u00fcre alt- und neutestamentlicher Schriften folgte eine Phase der intensiven Besch\u00e4ftigung mit fern\u00f6stlicher Philosophie und mit theologischen Werken von Meister Eckhart, Martin Luther, Baruch Spinoza und Simone Weil. Wobei f\u00fcr mich die gr\u00f6\u00dfte Faszination von Meister Eckhart ausging. Bei Eckhart empfand ich erstmals, dass sich jemand den urchristlichen Inhalten der Botschaft Jesu widmete. Mich wunderte, dass diese Gedanken in den kirchlichen Glaubensgemeinschaften so wenig Beachtung finden. Es entstand dann eine kleine private Textsammlung \u00fcber die Bedeutung der Bergpredigt, die ich zun\u00e4chst in Internetforen zur Diskussion stellte und auf Grund des Interesses und der \u2013 manchmal heftigen und kontroversen Diskussion – zur Buchform vervollst\u00e4ndigte. Ich m\u00f6chte nicht provozieren, sondern zum Gespr\u00e4ch, zur inhaltlichen Auseinandersetzung, ermutigen. Selbstverst\u00e4ndlich sind all diese Reflexionen und Interpretationen auch ein Spiegel meiner eigenen inneren Auseinandersetzung mit der Thematik und mit mir als Mensch. Insofern ist das Buch f\u00fcr mich auch eine Form der Begegnung mit mir selbst. <\/p>\n\n\n\n

\n Weshalb sollte man Ihr Buch lesen?<\/strong>\n<\/h2>\n\n\n\n

Kurz gesagt, um einen Jesus jenseits der etablierten Glaubensgemeinschaften und Institutionen zu erfahren. Lassen Sie mich dazu drei wesentliche Gedanken kurz umrei\u00dfen: <\/p>\n\n\n\n

1. In konservativen Glaubensgemeinschaften trifft man meist die Auffassung an, dass durch verbindliche Regelwerke feststellbar sei, wer zu den Rechtgl\u00e4ubigen geh\u00f6rt und wer nicht. Jesus hingegen warnt vor solchen Urteilen. Anstatt den Zeigefinger zu moralischem Fehlverhalten zu erheben, wirft er den Menschen auf sich selbst zur\u00fcck. Seine Forderung lautet: aufgrund der Einsicht in die eigene Unvollkommenheit und Befangenheit, frei zu werden von einer negativen Beurteilung meines Gegen\u00fcbers.
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\n 2.\n W\u00e4hrend in vielen Glaubensgemeinschaften vermittelt wird, dass \nVergebung von Schuld durch bestimmte rituelle\n Handlungsabl\u00e4ufe erreicht wird (Beichte, Absolution, Ablass etc.), \nweise ich in meinem Buch auf die Urs\u00e4chlichkeit von Schuld und Vergebung\n hin, wie sie Jesus urspr\u00fcnglich lehrte. Nach seiner\n \u00dcberzeugung h\u00e4ngt das Freiwerden von Schuld von unserer Bereitschaft\n ab, selbst Schuld zu vergeben \u2013 eine andere Bedingung nennt er nicht.\n<\/p>\n\n\n\n

\n 3. Eine dritte zentrale Aussage meines Buches thematisiert die Integration\n des B\u00f6sen, des Unerw\u00fcnschten und die Aufforderung Jesu, seinen Feind zu\n lieben. Alles menschlich Mangelhafte, alles\n Hinderliche und auch die Begegnung mit unserem Feind erf\u00fcllt in den \nAugen Jesu einen tiefen Sinn. Diese \u00dcberzeugung anzunehmen bedeutet, \nzur\u00fcckzukehren zu jenem universellen Vertrauen, in welchem\n wir wieder lernen und erfahren, dass nichts geschehen kann, was \nnicht geschehen soll.\n<\/p>\n\n\n\n

Welche Wirkung erhoffen Sie sich von Ihrem Buch?<\/strong> <\/h2>\n\n\n\n

Ich pers\u00f6nlich glaube nicht, dass es die Inhalte der christlichen Lehre sind, die die Menschen auf Distanz zu den Kirchen gehen lassen. Eher sind es die antiquierten Formen der Religionsaus\u00fcbung, jene leeren H\u00fcllen, die man f\u00e4lschlicherweise f\u00fcr den Inbegriff des Christentums h\u00e4lt. Meine Vision w\u00e4re, die kirchenverdrossenen Menschen wieder f\u00fcr die eigentlichen christlichen Werte zu interessieren, ihnen die ganz praktische Lebenshilfe Jesu nahe zu bringen. Insofern sehe ich mein Buch als einen Beitrag zur Aufkl\u00e4rung f\u00fcr den unvoreingenommenen Leser. Ihm zeichne ich ein Jesusbild, das frei ist von kirchlicher Vereinnahmung – einen Jesus, bei dem die Gemeinsamkeiten zu anderen Geistesstr\u00f6mungen sichtbar werden \u2013 einen Jesus, dessen Anspruch genauso der Wahrheit verpflichtet ist wie der eines Lao-Tse oder eines Sokrates. <\/p>\n\n\n\n

Das Interview f\u00fchrte Joachim Kamphausen<\/a><\/p>\n

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