Geistige Impulse

Alle Ursache liegt in Gott

Die Passion Jesu wird oft dahingehend missdeutet, dass er am Kreuz die Strafe für einen Fehltritt des Menschen verbüßte. Bereits der Jesajatext weist auf diese Fehlwahrnehmung hin:

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber dachten, diese Leiden seien Gottes gerechte Strafe für ihn. Wir glaubten, dass Gott ihn schlug und leiden ließ, weil er es verdient hatte.

Jesaja 53,4

Wenn es daher heißt, dass Jesus die “Krankheit” des Menschen auf sich genommen hat, so ist damit gemeint, dass Jesus die Verantwortung für alles Leid der Welt auf sich genommen hat. Denn derjenige, der die Verantwortung für einen Umstand auf sich nimmt und trägt, hat sich als dessen Verursacher zu erkennen gegeben. Am Kreuz hat Jesus Gott zur Ursache menschlicher “Krankheit” gemacht. Jesus wusste: Erst wenn uns Gott zur Ursache dessen geworden ist, woran wir kranken und leiden, können wir davon erlöst werden.


Universalität der Botschaft Jesu

Die Botschaft Jesu ist universell. Ihre Universalität beruht darauf, dass Gott als Ursprung ausnahmslos aller Erscheinungen verstanden wird, guter wie schlechter gleichermaßen. In dieser Hinsicht ist das christliche Gottesbild ein pantheistisches. Das Unerhörte, Außerordentliche und Einzigartige, das die Botschaft Jesu kennzeichnet, ist daher ein allumfassender Glaube – ein Glaube, der absolut nichts ausklammert. Dieser Glaube sucht Gottes Wirken in allen Dingen, die uns anhaften oder begegnen, also auch in Unrecht, Krankheit, Schwäche, Irrtum, Leiden und Sterben. In dieser Hinsicht ist die Botschaft Jesu eine stoische. Nun finden wir durch dieses vertrauensvolle Suchen, zu Geist und Leben in ausnahmslos allen Geschehnissen, in förderlichen wie in hinderlichen gleichermaßen. Wir finden Geist im Geistlosen – den Sinn im Sinnlosen – das Starke im Schwachen – das Leben im Tod. In dieser besonderen Hinsicht ist die Botschaft Jesu unvergleichlich! Wer Gott (Leben und Geist) nur mit dem Schönen, Angenehmen und Förderlichen verbindet und alles andere als unannehmbar ablehnt, der teilt und konditioniert Gott (das Leben) aus seiner menschlichen Befangenheit heraus. Jedes Gottesbild, das aus unserer Befangenheit rührt, ist irrtümlich denn es stellt eine Vermenschlichung Gottes dar. Gott kann nur insofern als Gott gelten, als er über das Menschliche hinaus gedacht wird.


Zur Bedeutung des Sinnbildes vom “Sühnetod” Jesu

Die Vergebung menschlicher Schuld durch Jesus Christus beruht auf einer äußerst schlichten Wahrheit: Jesus war es gegeben, Gott als Ursache aller Erscheinungen zu erkennen. Kraft dieser Erkenntnis war er fähig, selbst in Feindschaft, Unrecht, Schwäche, Leid und Tod, Gottes Willen zu finden. In diesem außerordentlichen geistigen Bewusstsein sah er sich in der Lage, das Leid der Welt auf sich nehmen. Warum? Jesus wusste, dass alles, was ein Mensch aus der Hand Gottes annimmt, nur gut sein kann, da aus Gott immer nur Gutes (Leben und Geist) fließt, selbst wenn es gegenteilig erscheint. Hierauf beruht der Stellvertretergedanke, nämlich, dass Jesus eine geistige Fähigkeit besaß, die kein Mensch aus eigener menschlicher Kraft hätte erreichen können. Und durch sein Vorbild können nun auch wir alles, auch das Beschwerliche aus Gott empfangen, ohne daran zu zerbrechen. Gut wird Böses, indem es Geist und Sinn erfährt, denn das Böse ist immer das Sinnlose und Geistlose. Jesus wusste um den Sinn seiner Passion. Indem wir diese Geisteshaltung Jesu annehmen wird alle menschliche Schuld und Schwäche, alles Unrecht, alles Leid, ja, selbst unser Tod Sinn finden. Was so Sinn gefunden hat, das hat aufgehört “Sünde” zu sein, denn es hat Notwendigkeit gewonnen.

Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele

Matthäus 20, 28

Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Matthäus 26, 27-28

Ihr seid von untenher, ich bin von obenher; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. Deshalb habe ich euch gesagt, dass ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, so werdet ihr sterben in euren Sünden.

Johannes 8, 23-24

In »Sünden« sterben bedeutet, in einem Zustand innerer Anklage, Schuldzuweisung oder Schuld zu sterben. Es bedeutet, nicht einwilligen zu können in den ewigen Willen, der alle Dinge wirkt. In der Einwilligung mit allen Geschehnissen werden wir eins mit Gott. Was eins geworden ist mit Gott, das ist ohne Schuld, denn in Gott existiert keine Schuld. Lebendig ist nur das, was Gott gleich ist und eben das (Gott) ist ohne Schuld.

Sühne bedeutet Wiedergutmachung. Durch den Tod Jesu wurde das Böse wieder gut. Die Sühne beruht darauf, dass Gott (Geist) allem bisher Gottlosen (Geistlosen) sich selbst verleiht, es also mit Sinn erfüllt. Im Geist Jesu findet alles bisher Sinnlose unverhofft Sinn. Darauf beruht die Erlösung durch das Opfer Jesu.


Zum Bilde Gottes schuf er ihn…

Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn…

1. Mose 9,6

Der Schöpfungsbericht ist eine Metapher, denn Gott selbst ist ohne Bild. Zum Bild, und das heißt zum Wesen und Prinzip Gottes gehört die Fähigkeit, sich verloren geben zu können, um sich neu wieder zu finden. Dieses Gottesbild vermittelt Jesus angesichts seiner Passion. Deshalb musste Gott auch den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse wachsen lassen. Hätte er das nicht getan, so wäre der Mensch nicht nach dem Bilde Gottes geschaffen gewesen.
Durch das Essen vom Baum der Erkenntnis ging der Mensch verloren, d. h. er starb, so wie es Gott gewollt hatte nämlich so, wie er es immer auch für sich selbst wollte und will.
In Jesus Christus – in seiner Passion, zeigt Gott nun selbst auf “wie” – also auf welche Weise – ein Gott verloren geht, um neu gefunden zu werden. Durch Jesus Christus erhält der Sündenfall eine tiefe Bedeutung und Notwendigkeit. Seiner Botschaft nach, gingen wir im Paradies verloren, “um” neu gefunden zu werden: Das Prinzip der Auferstehung aller Wahrheit.


Die Sühne Jesu

Sühne bedeutet Wiedergutmachung. Durch den Tod Jesu wurde das Böse wieder gut. Die Sühne beruht darauf, dass Gott (Geist) allem bisher Gottlosen (Geistlosen) sich selbst verleiht, es also mit Geist und Sinn erfüllt. Im Geist Jesu findet alles bisher Sinnlose unverhofft Sinn. Darauf beruht die Erlösung.
Sühne = Sinnfindung. Um zu Gott zurückzufinden müssen wir zurückfinden zu Geist und Sinn – zu einem Gottesbild, das Ursache aller Dinge ist, so wie es Jesus gelehrt hat: Liebet eure Feinde! Indem wir beginnen ausnahmslos auch beschwerliche und Leidvolle Erscheinungen zu lieben, wie Feindschaft, Unrecht, Leid und Tod machen, werden diese überwunden, da in Gott weder Feindschaft, noch Unrecht, noch Leid und Tod existieren können -da Gott alles dient.


Gut und Böse

Das Gute ist authentisch, folgerichtig und selbstverständlich und kann daher nicht verneint werden. Das Böse ist beliebig, mutwillig und künstlich konstruiert. Eben weil es verneint werden kann, muss es mit Gewalt durchgesetzt werden.

Das Gute bedingt aller Erscheinungen auch der des Bösen, um sie zu transzendieren. Das Gute schließt das Böse ein. Das Böse hingegen bedingt des Guten nicht, sondern verfolgt und hasst es – versucht es auszuschließen: Grund und Ursache aller Lüge.

Das Gute ist das durch Wirklichkeit Belastbare und Substantielle. Das Böse ist substanzlos – es zerfällt unmittelbar bei der Belastung durch die Wirklichkeit.

Das Böse befiehlt den Vollzug der äußeren Handlung es besitzt weder Tiefe noch Transzendenz. Das Gute handelt aus innerer Notwendigkeit ohne fremde Anordnung oder einen Befehl von außen.


Rettung und Vergebung

Manche Menschen meinen sie seien gerettet, wenn sie nur eine bestimmte Gebetsformel sprechen und ihre Schuld sei vergeben wenn sie nur fest glauben, dass Jesus für ihre Sünden gestorben sei. Doch Rettung und Vergebung beruhen darauf, dass wir jene Geisteshaltung annehmen, die Jesus lehrte und lebte.


Tod und Sterben

In der Sterblichkeit unseres Lebens liegt ein Sinn verborgen: Der Tod und mit ihm alles Mangelhafte ist unser Potential, um Tiefe und Bedeutung zu gewinnen, sofern wir diese Bereiche im Geist der Botschaft Jesu bedenken. Die Verdrängung menschlicher Schwäche, Leid u. Tod, ist die Verdrängung der Wahrheit über uns selbst. Dadurch wird das Leben seicht und bedeutungslos – werden wir vom Tod ereilt.


Freier Wille

Der Glaube an eine freie Willensentscheidung, macht den Gedanken der Verantwortung und der Schuld erst möglich. Nun aber nimmt Jesus Christus alle Schuld und Verantwortung auf sich. Was heißt das? Es bedeutet, dass durch ihn Gott wieder zum Urheber aller Geschehnisse wurde und wird, was dem eigentlichen und wahren Wesen Gottes entspricht.


Kreativität und Schöpfung

Kreativität ist nie Relativierung oder Beliebigkeit, sondern sie ist eine authentische und glaubwürdige Interpretation der Wahrheit. Die höchste und vollkommenste Interpretation der Wahrheit ist ihre Erschaffung – ist Schöpfung. In Jesus Christus (in seiner Passion ) wird Gott zum Schöpfer neuer Wahrheit.


Äußere und innere Wahrheit

Mathematik und Naturwissenschaft sind nur Sinnbilder der Wahrheit – sie sind es hinsichtlicht der Unumstößlichkeit ihrer Logik und ihrer Erkenntnisse. Doch Begriffe wie Gnade, Liebe, und Barmherzigkeit sind ihnen fremd. Dabei sind das jene Größen die unserer menschliche Existenz viel grundlegender ausmachen, da sie unser ideelles Menschsein betreffen und uns durch Christus im Innersten berühren wollen.


Wesen des Abendmahls

Das Brot nehmen und essen ist Wertschätzung und Andenken – ist das Wissen um die Notwendigkeit der Hingabe des Äußeren für das Innere. Den Leib essen ist äußeres Teilhabenwollen und ist Einwilligung in den Tod Jesu. Das Brot essen ist auch ein Sinnbild für das Annehmen der “Gestalt” Jesu und seiner Geisteshaltung, es ist insofern Ausdruck der eigenen Hingabebereitschaft für die Sache Jesu.

Den Kelch nehmen und trinken ist Andenken und ist Einwilligung und Teilhabe am Leiden Jesu, und seiner Hingabebereitschaft, in der auch alles eigene Leiden verstanden sein soll. Der Inhalt (Wein bzw. Geist ) des Leides (Kelch) ist Wandlung des Leidvollen durch den Geist (Blut) dessen, der von königlich-himmlischem Geblüt. Wein ist ein Sinnbild geistiger Nahrung, die uns selbst und unsere Wahrnehmung verändert. Denn so wie der Wein ein Getränk ist, das eine Wandlung erfahren hat, wir auch der in seiner Wahrnehmung verwandelt, der ihn trinkt.


Überwindung des Bösen durch das Gute

Das Böse an sich existiert in Christus nicht mehr, da es in seinem Geist überwunden wurde. Was wir sehen sind zwei Formen dessen, was wir als das Böse wahrnehmen, nämlich Erkanntes (Benanntes) und Unerkanntes (Namenloses). Was uns als Widerpart des Guten erscheint, ist in Wahrheit (nur) das noch unerkannte und das noch namenlose Gute. Alles Böse, das wir im Geist Jesu betrachten, muss erkannt werden. Indem es erkannt ist verliert es seine Namenlosigkeit, und eben darin ist es überwunden.


Jüngstes Gericht

Die Welt ist im Geist Jesu überwunden, der Dunkles erhellt und Böses gewandelt hat. Ohne Geist muss alles sinnlos bleiben, denn Sinnlosigkeit ist Geistlosigkeit. Gericht ist die Verkennung Gottes, der Sinnloses geschehen lässt, um es zu überwinden, wodurch neuer, größerer Sinn geboren werden kann.


Schuld und Sühne

Zwei universelle Wege zur Überwindung von Unrecht, ohne Vergeltung zu üben: Vergebung zu üben, und Einsicht in die Notwendigkeit aller Erscheinungen. Christus hat beide Wege vereint.


Feindesliebe

“Liebet eure Feinde!” Gott als Ursache aller Dinge erkennen. Das Leben als ungeteiltes Ganzes verstehen u. annehmen: Nichts ausklammern, nichts verwerfen, alles bedingungslos aus der Hand Gottes entgegennehmen, wodurch alle Dinge gewandelt werden u. dienen können – ja, dienen müssen.


Heilung

Christus konnte die Menschen nur heilen, weil er das Heil selbst war. Um uns vor der Ursache aller Krankheit zu heilen, musste er sich mit uns gleichsetzen – musste selbst Krankheit tragen. Darum setzte er sich selbst Hass, Erniedrigung, Leid und Tod aus. Er, der es vermochte alle Krankheit zu heilen, hat durch seine Passion aufgezeigt, dass er vollkommen heil war. Nur der vollkommen Heile, der Heiland konnte einen Sinn finden in Leid und Tod und dieser Sinn war für ihn unsere Heilung.


Unentschuldbares

Das eigentliche Vergehen des Judas bestand nicht darin, dass er seinen Meister verriet (auch Petrus verleugnete Jesus). Sein wahres Vergehen bestand darin, dass er seine Tat für unentschuldbar hielt und sich deshalb das Leben nahm. Nicht der Fehltritt an sich, sondern die eigene Hoffnungslosigkeit ist es, durch die wir Handlungen vor uns selbst unentschuldbar machen.


“Alles, was die Zeit bedroht, sondert Lüge ab, um nicht zu sterben, und zwar je mehr, je größer die Todesgefahr ist. Deshalb gibt es keine Liebe zur Wahrheit ohne vorbehaltlose Bereitschaft zum Tode. Das Kreuz Christi ist die einzige Pforte zur Erkenntnis.”

Simone Weil

Der Fall in die Bedeutungslosigkeit

Das Gute sucht nach der Bedeutung des Bösen – transzendiert es durch Geist und Sinn. Das Böse hingegen sucht das Gute bedeutungslos zu machen. Weder kennt es seine eigene wirkliche Bedeutung noch will es die Bedeutung des Guten wahrhaben.


Vergebung

Erst dort, wo wir (wie Jesus Christus) erkennen, dass uns nichts widerfährt, was nicht in Gott beschlossen ist, werden wir bedingungslos vergeben können.


Universeller Anspruch

Der universelle Anspruch der Botschaft Jesu ist ein individueller, denn er beruht auf der subjektiven Annahme jeder Erscheinung meines Daseins als Notwendigkeit. Nicht durch Widerstand oder Gewalt, sondern im vertrauensvollen Annehmen erfahren die Dinge grundlegende Wandlung.


Göttliche Gnade vs. weltliche Gnadenlosigkeit

Unsere Existenz ist Gnade – alles menschliche Leben ist Gnade – unverdiente Gnade! Der Glaube, sich das Leben durch Erfüllung einer Bedingung oder durch einen Handel erst verdienen zu können oder zu müssen, ist gottlos, perfide und teuflisch. Gnadenlosigkeit und Unmenschlichkeit sind die Folgen dieses Irrglaubens.


Liebe und Hass

Liebe gewinnen wir aus der Gewissheit, dass in allen Geschehnissen, insbesondere in den beschwerlichen und leidvollen, ein verborgener Sinn liegt, der von uns gesucht und gefunden werden will – dieser Sinn ist Gott selbst.: “Suchet so werdet ihr finden, …denn wer da sucht, findet.” Lukas 11, 9-10

Hass entspringt dem menschlichen Irrtum, dass die Welt gewaltsam, gegen den Willen unseres Mitmenschen verbessert werden könnte. Christus ist gekommen, diesen Irrtum aufzudecken. Dafür war er bereit, selbst zum Objekt des Hasses zu werden. Hass existiert, um als Irrtum erkannt zu werden, wodurch allein er überwunden wird.


Gotteskindschaft

Würden wir uns als Kinder erkennen, so wären wir frei von Schuld, denn Kinder sind nicht strafmündig. In unserer menschlichen Überheblichkeit frei, mündig und verantwortlich zu handeln, werden wir verantwortlich und schuldig: “Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder…” Matthäus 18, 3


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