Der lebendige Tod

Audiodatei: Der lebendige Tod

Der Tod verschlingt des Menschen Leben,
und speit es dennoch wieder aus:
Das Schwache sucht er zu beheben,
verschafft dem Geist ein neues Haus.

Der Tod lehrt lassen uns und gehen
was zeitlich und vergänglich ist:
Das Unsichtbare bleibt bestehen,
dem niemand großen Wert beimisst. 

Der Tod zwingt stetig uns zur Suche,
nach Leben, über allem Schein,
das jenseits liegt von Streit und Fluche,
doch hält man dies für allzu klein.

25. Dezember 2021

Wert-Schöpfung

Das Leben ist nicht wiederholbar
und doch beginnt es stets von Neuem.
Indem wir seinen Abgang scheuen,
gewinnt es, denn dieser macht es rar.

So verleiht der Tod dem Leben Wert;
ohne ihn wär alles eitel Tand.
Doch verneint der zeitliche Verstand,
dass uns unser Abgang solches lehrt.

Und so verharrt er im Verneinen
der Kraft, die doch das Leben hübe
und opfert seine hehrsten Triebe,
dem Namenlosen und dem Keinen.

Elmar Vogel 25. April 2020
 

Sinnsuche

Verlischt der Geist am Totenlager?
Vergeht der Sinn wenn er verloren?
Ich frage; wie wird Sinn geboren?
Bewirk‘ ich selber ihn, als Frager? 

Und gleicht die Antwort, die ich gebe,
wenn ich den Sinn zu finden glaube,
nicht einer einz‘gen süßen Traube,
die bald getrennt von ihrer Rebe, 

im Nu verkostet und zerronnen.
So scheint Bedeutung nur ersonnen,
für eine allzu kurze Weile. 

Lass Leid und Tod, die bitt‘ren Beeren,
doch jenen tiefen Sinn mich lehren,
der mich von allem Unsinn heile.

Elmar Vogel – Dresden 29. Januar 2021

Auferstehung

Die Toten leben in uns fort
in vielerlei Gebärde
und manch gesagtem Wort.
Auch in des Ackers Erde,
fällt sinnlos nichts hinab.
In dem Vertrauen lassen,
dass aus dem dunklen Grab,
wir neues Leben fassen.

© Elmar Vogel – Mai 2020 
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