Metaphorik

Wenn ich sterbe, soll mein Sterben dienen,
Nahrung soll es sein zu neuem Leben.
Für das Starke möchte ich mich geben,
das mir im Verborgnen schon erschienen.

Wenn ich falle, soll mein Fall berühren,
einen Grund, der mein Sinken fruchtbar macht,
und Dunkles dort in neuem Licht erwacht,
Wege weisend, die nach oben führen.

Wenn zerteilt ist das Gewand der Erde,
und verkostet jedes Ding des Alten,
soll sich meine Seele umgestalten,
dass das Tiefste mir zum Höchsten werde. 

12. März 2022
Audiodatei: Metaphorik

Dunkle Pforten

Was ich bin und was ich werde,
liegt verborgen in der Zeit.
Wie ein Baum in reicher Erde,
treib ich meine Äste weit.

Taste mich ins Unbekannte,
da sich freie Räume dehnen.
Was ich vormals Zweifel nannte,
ward mir Hoffnung, Mut und Sehnen.

Jeder bange Schritt ins Leere,
jenseits altbekannter Orte,
alles Grobe, alles Schwere,
führt mich an die dunkle Pforte,

dran ich klopfe, unverdrossen
und um Einlass bitt‘ und dränge,
bis sich auftut was verschlossen;
lichter Raum in Breit und Länge.

Überwunden ward die Enge,
die der Zweifel nur gesetzt,
und entledigt alter Zwänge,
strahlt die Seele unverletzt.

Elmar Vogel 1. März 2020

Black Hole

Weshalb könnt ihr sie nicht tragen?
Alle Unvereinbarkeit
werft auf mich in dunklen Tagen.
Macht euch frei von allem Streit.

Wer kann alles auf sich nehmen,
ohne etwas preiszugeben:
Allen Irrtum, alles Schämen,
wer erweckt's zu neuem Leben?

Weshalb setzt ihr eine Grenze,
die der Kosmos doch nicht kennt?
Seht der Sterne Kreiseltänze,
um ein Zentrum, das verbrennt.

Sein Gesetz ist die Verzehrung,
steter Wandel sein Gebot.
Selbst die finsterste Entbehrung
wirft ein Licht auf Sturz und Tod.

Abertausend Sonnenmassen
speien in den Raum hinein.
Doch das Auge kanns nicht fassen,
unsichtbar sein Wiederschein.

Engster Raum und dunkle Masse
setzt den tiefsten Todespunkt.
Dennoch schafft es eine Trasse,
die hinausweist aus dem Schlund.

Er, der alles lassen kann,
der wird einst auch alles nehmen;
und wer alles tragen kann,
der wird alte Räume dehnen.

Elmar Vogel am 23. März 2020

Einst

 Wenn alle Sinne endlich ruhn
 und aller Tränenfluss versiegt,
 die Welt geeint wird in ein Nun
 und jeder Widerspruch besiegt,

 Wenn jeder Ruf nach Licht und Raum
 verhallt in einem Augenblick,
 wenn er zergeht wie Gischt und Schaum,
 wenn nur noch Hin und kein Zurück,

 Dann leg ich ab, was ich nicht bin
 und was ich bin, wird offenbar;
 Was ich nicht sein will, geht dahin
 und Unvergängliches wird klar.

 Wo jenes Licht, das in mich fällt,
 das mir die Maske offenbart,
 die ich stets trage vor der Welt,
 wo es mich trifft im Herzen hart,

 Wo es erleuchtet meinen Sinn,
 der dunkel, eitel und blasiert,
 wo mir bewusst wird, was ich bin,
 wenn sich das Scheinbare verliert,

 Dort leg ich ab, was ich nicht bin
 was zeitlich ist und arm und schwach;
 Was ich nicht sein will, geht dahin
 und was im Schlummer lag wird wach. 


 Elmar Vogel  8. April 2020

Licht und Schatten

In allem Dunkel liegt ein Sehnen,
darin die Herzen klopfend schlagen.
und Schlag um Schlag ein stilles Nehmen,
und ein Verlangen und ein Fragen:
Wo sind die hohen hellen Stätten,
die uns die Führer einst verhießen,
wo wir die Leiber sicher betten,
wo sie des Nachts die Tore schließen?

Doch fällt ein Schatten all der Lasten,
die an uns haften Nacht für Nacht,
die stumm nach unsrem Herzschlag tasten,
die uns berühren zart und sacht,
in jenen Grund, der ohne Gründe,
die Welt aus Dunkelheiten wirkt,
wo jeder Schatten, jede Sünde,
das Licht des Geistes in sich birgt.

In der Geburt der lichten Sphären,
in der Erkenntnis unsres Grundes,
dort wird sich Licht von Licht ernähren
wo es berührt vom Saum des Mundes,
dessen, der vollbringt und der vollbracht.
Und Finsternisse werden fallen,
und was gebeugt von dunkler Macht,
wird aufrecht stehn in lichten Hallen.

Dresden 4. 9. 2020

Vergänglichkeit

Die Zeit trägt alle Dinge mit sich fort 
und nichts vermag zu widerstehn.
Sie wirkt im Stillen, unsichtbar und ohne Ort.
Wer kann ihr Schranken setzen, ohne zu vergehn?

Wer kann dort hin, wo weder Zeit noch Raum
noch irgendein Verlust die Seele rühren kann? 
Gefangen zwar hängen wir doch an jenem Traum,
dass Freiheit möglich sein wird - irgendwann.

Verfall und Tod scheint unser Los zu sein
vor dem es kein Entweichen, kein Entrinnen gibt
Wir fügen uns und hoffen dennoch insgeheim
dass wo wir selbstlos lieben,  werden wir geliebt.

                                                         Elmar Vogel 21. Juli 2019

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