Fürchte dich nicht. Die Dunkelheit der Erde ist ein Bild, myriadenfach bemüht den Geist zu kränken, der allzu Hartes bricht – den schwachen Schild; bereit, sich selbst in dunkle Tiefen zu versenken, der sich verloren gibt, um neu sich dort zu finden. So gleicht das Streben aus der Erde Schoß der Sehnsucht eines Blinden: Hindurch zum Licht. Elmar Vogel 5. Januar. 2022
Schlagwort: Tröstliches
Der lebendige Tod
Der Tod verschlingt des Menschen Leben,
und speit es dennoch wieder aus:
Das Schwache sucht er zu beheben,
verschafft dem Geist ein neues Haus.
Der Tod lehrt lassen uns und gehen
was zeitlich und vergänglich ist:
Das Unsichtbare bleibt bestehen,
dem niemand großen Wert beimisst.
Der Tod zwingt stetig uns zur Suche,
nach Leben, über allem Schein,
das jenseits liegt von Streit und Fluche,
doch hält man dies für allzu klein.
25. Dezember 2021
Notwendiges
In allem Scheitern liegt ein Sterben, und jede Krankheit atmet Tod. Doch alles irdische Verderben, birgt auch die Wendung unsrer Not. Wenn als notwendig ich erachte, auch meinen abgrundtiefsten Fall, und so im bittren Elend schmachte, durchmisst ein Ruf das Weltenall. Denn was notwendig ist geworden, durch mein Bejahen und Vertraun, das hat nun aufgehört zu morden und lässt mich neues Leben schaun. In der Notwendigkeit der Dinge, liegt auch der Wahrheit tiefster Grund, den ich von Herzen hier besinge, der immer neu zu jeder Stund. Und in der Wahrheit liegt das Leben, beschlossen in Notwendigkeit Wer bittet, dem wird hier gegeben, zu überwinden Zeit und Streit. Elmar Vogel 19. Oktober 2020
Black Hole
Weshalb könnt ihr sie nicht tragen? Alle Unvereinbarkeit werft auf mich in dunklen Tagen. Macht euch frei von allem Streit. Wer kann alles auf sich nehmen, ohne etwas preiszugeben: Allen Irrtum, alles Schämen, wer erweckt's zu neuem Leben? Weshalb setzt ihr eine Grenze, die der Kosmos doch nicht kennt? Seht der Sterne Kreiseltänze, um ein Zentrum, das verbrennt. Sein Gesetz ist die Verzehrung, steter Wandel sein Gebot. Selbst die finsterste Entbehrung wirft ein Licht auf Sturz und Tod. Abertausend Sonnenmassen speien in den Raum hinein. Doch das Auge kanns nicht fassen, unsichtbar sein Wiederschein. Engster Raum und dunkle Masse setzt den tiefsten Todespunkt. Dennoch schafft es eine Trasse, die hinausweist aus dem Schlund. Er, der alles lassen kann, der wird einst auch alles nehmen; und wer alles tragen kann, der wird alte Räume dehnen. Elmar Vogel am 23. März 2020
Herbstmelancholie
In stummen Schauern gehen Blätter nieder, ein federleichter Fall bringt sie zur Erde sacht, und Baum um Baum reckt unbedeckte Glieder empor zum Himmel, in die sternenklare Nacht. Fern fallen die Gestirne - in weiten Räumen verlischt ihr Glanz im Abgrund dunkler Tiefen dort. Das Höchste und das Tiefste will uns träumen, ihr Raunen ist dem Schlummernden ein sanftes Wort. Im dunklen Abgrund wie in höchster Sphäre liegt der Sinn des Wortes, das einst unerkannt gesagt, dass Wind das tote Blatt im Fallen sanft noch wiegt und, dass erstrahlen wird, was ganz zu fallen wagt.
Elmar Vogel am 30. September 2020
Der Tod
Der Tod kann nimmer böse sein, denn die Natur kennt keine Strafen ein jeder geht für sich allein zurück, zu jenem großen Schlafen, aus dem der Geist die Bilder weckt, und dieser Welt die Schönheit schenkt, wodurch uns dieses Leben schmeckt, bis sich das Bild zur Scholle senkt. Was ohne Geist, das wähnt die Strafe, in allem was da auferlegt. Mensch wird Tier und Herr wird Sklave, wo dieser Eisenbesen fegt. So fegt er hart, bis unser Kummer so groß, dass wir darin vergehn, - versinken tief in jenen Schlummer, da uns der Geist heißt aufzustehn.
Elmar Vogel Januar 2020
Freiheit
Freiheit, die du meine bange Seele rührst ,
wüsst ich, dass du meines Herzens Schläge spürst,
so könnte ich dich ganz und gar entbehren.
Ja, hätt ich alle Freiheit dann verloren,
und wär in tiefster Sklaverei geboren,
du würdest als dein Kind mich doch ernähren.
Und alle die von dir gegessen, machst du reich
machst ebenbürtig deine Kinder dir und gleich
und gibst dich selber hin und ungeteilt.
Und wer dich unumschränkt genießt,
wer duldet, dass du dich in ihn ergießt,
der wird durch dich geadelt und geheilt.
Nur du vermagst dich ohne Reue aufzugeben
Und wäre ich vereint mit dir in solchem Streben,
so wär ich ganz – und wär ein Teil von dir.
Dann kann mir niemand nehmen was ich bin,
nur was ich nicht bin, das geht wohl dahin
Und bliebe es, wärs doch kein Teil von mir.
Elmar Vogel – Oktober 2019
Selbsterkenntnis
Was ich bin und was ich werde liegt vor allem Anbeginn aller Anfang wirkt aus Erde wirkt aus Wasser, Geist und Sinn. Untergang ist uns befohlen sterblich ist des Lebens Kleid Todesangst und Atem holen, sind Stumpfsinn und Glückseligkeit. Jede Enge, jede Bürde Niederlage, Todesgrimm weist hinauf zu höchster Würde ruft nach Luft nach Geist und Sinn. Wissen um die eigne Sendung nehmen was uns zugedacht daran liegt des Schicksals Wendung hierin liegt die höchste Macht. Elmar Vogel / September 2018
Das Unwägbare
Ich geh den Weg des Menschensohnes, der beständig an das Unwägbare denkt, um Beständigkeit den Dingen zu verleihen, die von Kindheit an ich liebgewonnen habe und die ich heut schon anerkenne als den hehrsten Teil der Gabe und des Lohnes - für diesen Lohn will ich mich gern kasteien. Tod, Versagen, Niedergang und alles Schmachten – jede bittre Lage, die das Menschenherze so sehr kränkt, ich will sie ansehn und betrachten - will sie auf mich nehmen - so, als hätten ich den Sinn, den alle Bitternisse in sich tragen, bereits verstanden und schon ausgefüllt. Ich möchte gern im tiefsten Herzensgrunde sagen, dass, wenn auch in augenblicklich noch verborgner Weise, jede Regung dieses Daseins dennoch mich beschenkt.
Elmar Vogel / April 2019
Sommerleid
Dies ist der Sommer, der die Frucht ersterben lässt weit wirft er seine Lohe in den Herbst hinein wenn auch der Schnitter eilig noch zur Ernte bläst Entbehrung wird des Winters Antlitz sein. Und doch sind Kummer und Entbehrung keine Strafe der Natur unendlich groß und weit gewoben ist des Universums Tuch das Übel liegt in unserm eigenen Urteil immer nur im Zweifeln, im Verzagen liegt der Fluch. Denn wenn der Tod in unsern Räumen aus und eingeht, wie ein ungebetner Gast wenn er uns hochfahrn lässt aus seichten Träumen so zeigt er doch ganz zart was jenseits unsres Zustands harrt – zeigt doch wie sanft das Dasein jede Kreatur umfasst.
Elmar Vogel / Oktober 2018