Wenn ich die Welt verlassen werde,
und falle in das kühle Grab,
wenn mich umschließt die gute Erde,
die mir Gestalt und Raum hier gab.
Da muss der schwere Druck der Erden
die auf mir lasten Tag für Tag
zum guten Acker für mich werden,
wenn ich zu glauben dies vermag.
Wenn jene Grenzen, jene Schranken,
die hier gesetzt durch Raum und Zeit,
wenn all die harten Dinge wanken
und man nach Freiheit ruft, ja schreit.
Da wird der Schluss zum Auftakt werden,
wo jeder Abschied Sinn erfährt,
wo wir erkennen, dass wir erben
wenn Altes stirbt – hinunterfährt.
Denn wo um das Gesetz wir wissen
dass alles Folgerechte lebt,
wo wir das hehre Banner hissen,
aus dem die Wirklichkeit gewebt.
Dort werden wir erneut geboren
verwandeln wird der Tod uns dann.
Denn was gesät wird, geht verloren,
dass Neues auferstehen kann.
10. November 2024
Schlagwort: Tod
Der lebendige Tod
Der Tod verschlingt des Menschen Leben,
und speit es dennoch wieder aus:
Das Schwache sucht er zu beheben,
verschafft dem Geist ein neues Haus.
Der Tod lehrt lassen uns und gehen
was zeitlich und vergänglich ist:
Das Unsichtbare bleibt bestehen,
dem niemand großen Wert beimisst.
Der Tod zwingt stetig uns zur Suche,
nach Leben, über allem Schein,
das jenseits liegt von Streit und Fluche,
doch hält man dies für allzu klein.
25. Dezember 2021
Wert-Schöpfung
Das Leben ist nicht wiederholbar und doch beginnt es stets von Neuem. Indem wir seinen Abgang scheuen, gewinnt es, denn dieser macht es rar. So verleiht der Tod dem Leben Wert; ohne ihn wär alles eitel Tand. Doch verneint der zeitliche Verstand, dass uns unser Abgang solches lehrt. Und so verharrt er im Verneinen der Kraft, die doch das Leben hübe und opfert seine hehrsten Triebe, dem Namenlosen und dem Keinen. Elmar Vogel 25. April 2020
Sinnsuche
Verlischt der Geist am Totenlager? Vergeht der Sinn wenn er verloren? Ich frage; wie wird Sinn geboren? Bewirk‘ ich selber ihn, als Frager? Und gleicht die Antwort, die ich gebe, wenn ich den Sinn zu finden glaube, nicht einer einz‘gen süßen Traube, die bald getrennt von ihrer Rebe, im Nu verkostet und zerronnen. So scheint Bedeutung nur ersonnen, für eine allzu kurze Weile. Lass Leid und Tod, die bitt‘ren Beeren, doch jenen tiefen Sinn mich lehren, der mich von allem Unsinn heile.
Elmar Vogel – Dresden 29. Januar 2021
Auferstehung
Die Toten leben in uns fort in vielerlei Gebärde und manch gesagtem Wort. Auch in des Ackers Erde, fällt sinnlos nichts hinab. In dem Vertrauen lassen, dass aus dem dunklen Grab, wir neues Leben fassen. © Elmar Vogel – Mai 2020