Wie oft ist man zutiefst enttäuscht von sich und weiß mit dieser Einsicht wenig anzufangen. So hält man solches Sinnen schlicht für ärgerlich fühlt ausgeliefert sich dem Fragen und dem Bangen. Man kann die Fragen stellen oder nicht und selbst das Bangen lässt sich ignorieren, bis eines Tages etwas tief in uns zerbricht aus Angst, das Unerkannte zu verlieren. Das ungeliebte, mangelhafte Leben, das tief verborgen harrt in dunklen Räumen, stirbt unversehens einfach mal soeben, während wir andre, bessre Leben träumen. So unterschlägt man, dass das Ungeliebte, das man bereit war einfach aufzugeben, dereinst den Hochmut und den Stolz besiegte, um unsre Unbestechlichkeit zu heben. Was sind wir unsrem Wesen nach denn nun? Sind wir das Glatte, Schöne, Makellose? Hängt unser Wert tatsächlich ab vom Tun, von einer äuß‘ren Haltung oder Pose? Getäuschte sind wir und Beraubte, und doch gewinnen wir uns dabei neu Beständig spricht zu uns das Totgeglaubte und trennt in uns die Früchte von der Spreu.
Dresden am 5. Februar 2024