Ein neuer, starker Ablass muss jetzt her, denn seht, es geht um Tod und Leben! Und fegte er auch alle Kassen leer; Es darf nur eine Meinung geben! Die ist jetzt Dogma, heiliges Gesetz, ein Ketzer, wer es wagt zu zweifeln! Seht hin, das Heil liegt überall im Netz, es wird euch retten vor den Teufeln, - jenen, die so dreist und frech es wagen, laut ihre Stimmen zu erheben, die nicht nach starkem Ablass fragen, gefährden sie doch Leib und Leben. 13. Juli 2020 Elmar Vogel
Kategorie: Lyrik
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Ein neuer Ablass
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Das alte Dogma
Die alten, ausgedienten Religionen,
sie haben wieder hohe Konjunktur
und wieder knechten sie akut Millionen
auf ihre alte Zwang- und Regeltour:
Wir fordern die totale Proskynese
denn unser Wort ist heiliges Gesetz,
und wir verdammen jede andre These
und strafen jeden der sich widersetzt.
So, wie du geschaffen wurdest bist du schlecht,
musst verändert und berichtigt werden.
Bist du berichtigt, so bist du auch gerecht
darfst wieder weiterziehen mit den Herden.
Doch dies auch nur für eine kurze Weile;
in deinem Innern lauert die Gefahr.
Damit dich das Verderben nicht ereile,
prüfen wir täglich dich – das sei dir klar!Wir fordern regelmäßig deinen Zehnten,
und zollst du nicht Tribut dem hohen Haus
dann zähln wir dich zur Rotte der Verfehmten,
wir setzen Häme, Hohn und Spott dich aus.Was stellst du unser hehres Tun in Frage?
Was zweifelst du an unsrer Kompetenz?
Was führst du gegen deine Richter Klage?
Hör auf zu folgen eigner Logik und Stringenz!
Gibs auf, dir selbst ein Bild zu machen;
die Deutungshoheit liegt allein bei uns!
Wir werden über jede Meinung wachen,
sind Hüter allen Lassens oder Tuns.
Nichts Böses, sagst du, hättest du begangen,
das der Bestrafung wert, die dir jetzt droht?
Wie bist du doch in Unkenntnis befangen,
du ignoranter, schädlicher Exot.
Du bleibst für immer schuldig – von Kindheit an,
bist krank und kannst gesunden nicht allein.
Kein Gott hilft dir und auch kein Glaube dran,
denn wir erlösen jetzt von Not und Pein.Elmar Vogel 4. April 2021
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Metanoia
Ändere den Sinn, der deine Welt erschuf, Die hart, die ungerecht, traurig und fatal. Lass fallen ein, des guten Geistes hellen Strahl. Hebe dein Haupt, vernimm des Täufers Ruf. Ändere die Welt und alles was verdorben; Verleihe Sinn, dem Bösen und Gemeinen, Dass Unflat wird zu Gutem und zu Reinem, Und auferstehen kann, was einst gestorben. Wirf die Netze aus in unbekannte Gründe, Selbst wenn sie leer und dunkel dir erscheinen. Schau und harre bis sich straffen Netz und Leinen; Von reichem Fischzug singe dann und künde. Achte nicht allein auf das, was vor den Augen, Sondern blicke auf der Dinge tiefsten Grund Vertraue auf den Geist der alles wandelt und Durch dessen Zauber alle Dinge taugen. Elmar Vogel 29.6.2020
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Gaukelei
Der Blick bleibt an der Oberfläche; es reflektiert die Form das Licht. Wohl liegt es an des Auges Schwäche; das Wesentliche sieht man nicht. Gestalt wird nur die Form erkennen, sie fällt ihr Urteil nach dem Schein, doch soll sie den Gestalter nennen, wird ihre Sicht ein Trugbild sein. Das Wesen liegt indes verborgen, entzieht sich äußerer Natur, ist stets dasselbe heut und morgen, allgültig, zeitlos seine Spur. Doch diese Spur gilt es zu finden, das Auge ist hier einerlei, denn nur Erkenntnis kann ergründen, was wahr ist und was Gaukelei. Erkenntnis ist das dritte Auge, es reicht bis an der Dinge Grund, dass es ergründe was da tauge - Wo Geist, wo Sinn wohnt macht es kund. Juni 2020 (Wettbewerb im Forum: www.poeten.de)
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Der Tod
Der Tod kann nimmer böse sein, denn die Natur kennt keine Strafen ein jeder geht für sich allein zurück, zu jenem großen Schlafen, aus dem der Geist die Bilder weckt, und dieser Welt die Schönheit schenkt, wodurch uns dieses Leben schmeckt, bis sich das Bild zur Scholle senkt. Was ohne Geist, das wähnt die Strafe, in allem was da auferlegt. Mensch wird Tier und Herr wird Sklave, wo dieser Eisenbesen fegt. So fegt er hart, bis unser Kummer so groß, dass wir darin vergehn, - versinken tief in jenen Schlummer, da uns der Geist heißt aufzustehn.
Elmar Vogel Januar 2020
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Überwindung
Liebet, deutet alle Zeichen, die das Schicksal uns gesetzt, denn zur Gunst kann nur gereichen, was beachtet und geschätzt. Jedes Übel sei durchdrungen, überwunden durch den Geist, der aus tiefsten Niederungen in die höchsten Sphären weist. Alles, alles dient dem Leben denn in tiefer Zuversicht, wo in Not wird hingegeben, Totgeglaubtes zu uns spricht.
Elmar Vogel 10. Januar 2020
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Freiheit
Freiheit, die du meine bange Seele rührst ,
wüsst ich, dass du meines Herzens Schläge spürst,
so könnte ich dich ganz und gar entbehren.
Ja, hätt ich alle Freiheit dann verloren,
und wär in tiefster Sklaverei geboren,
du würdest als dein Kind mich doch ernähren.
Und alle die von dir gegessen, machst du reich
machst ebenbürtig deine Kinder dir und gleich
und gibst dich selber hin und ungeteilt.
Und wer dich unumschränkt genießt,
wer duldet, dass du dich in ihn ergießt,
der wird durch dich geadelt und geheilt.
Nur du vermagst dich ohne Reue aufzugeben
Und wäre ich vereint mit dir in solchem Streben,
so wär ich ganz – und wär ein Teil von dir.
Dann kann mir niemand nehmen was ich bin,
nur was ich nicht bin, das geht wohl dahin
Und bliebe es, wärs doch kein Teil von mir.
Elmar Vogel – Oktober 2019 -

Vergänglichkeit
Die Zeit trägt alle Dinge mit sich fort und nichts vermag zu widerstehn. Sie wirkt im Stillen, unsichtbar und ohne Ort. Wer kann ihr Schranken setzen, ohne zu vergehn? Wer kann dort hin, wo weder Zeit noch Raum noch irgendein Verlust die Seele rühren kann? Gefangen zwar hängen wir doch an jenem Traum, dass Freiheit möglich sein wird - irgendwann. Verfall und Tod scheint unser Los zu sein vor dem es kein Entweichen, kein Entrinnen gibt Wir fügen uns und hoffen dennoch insgeheim dass wo wir selbstlos lieben, werden wir geliebt.
Elmar Vogel 21. Juli 2019
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Die innere Schau
Manchmal entdecke ich in dunklen Stunden,
da ich mir selber fremd und feind,
dass das, was ich für bös und schicksalhaft befunden,
was grob und ungebührlich mir erscheint,
der Seele helfen könnte zu gesunden,
obgleich es der Verstand verneint.
Die eigne Unzulänglichkeit genau betrachten,
den Blick auf Lüge und auf Heuchelei
zu richten, indes dann dennoch zu beachten,
dass niemand sagen kann, er sei von Schwäche und von Irrtum frei
wäre ein Weg, Tyrannen zu entmachten
und auch ein Ausweg aus der eignen Tyrannei.
Die innre Schau in meinen tiefsten Herzensgrund,
macht mir das eigene unverfälschte Antlitz offenbar,
und was ich dort erblicke tut mir gleichwohl kund,
dass Gott und Wahrheit und ich selbst von jeher eines war.
Betracht ich mich auf jene Weise, dann schau ich Gottes Antlitz und
erkenn mich selbst im Spiegel meines Herzens wie Kristall so klar.
In dieser Einsicht kann ich die Gestalt annehmen,
in welcher Mensch dem Menschen würdig sich erweist
da überwunden und vergessen aller Tadel, alles Schämen
und abgelegt das alte Sinnen, das immerfort um Schuld und um Vergeltung kreist
So läge jener Ort, an dem das Paradies wir wähnen
dort wo den Sinn des Mangels und des Ungenügens man begreift.Elmar Vogel am 10. Mai 2019
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Meister Eckhart
In meiner tiefsten Einsicht, da ich mich selbst in dir erblickte und dich in mir, da hast du mich geboren, hast mich hervorgebracht als deine eigene Natur. Und alles, was mir vormals dunkel war und stumm und namenlos und ungenannt, das sprach dort unverhüllt und rein und pur und ich verstand, dass deine Offenbarung mir immer schon vertraut gewesen – dass sie von jeher mir bekannt. Und doch erscheint mir allzu niedrig dieser Ort, zu grob und ohne jede Zier, dass ich nicht glauben und nicht fassen kann, er sei dein Hort - die Wiege aller Kreatur, die zu erkennen dich vermag – die dich begreifbar macht im Jetzt und Hier. In meiner tiefsten Einsicht meiner selbst, bist du in mir geboren und ich in dir dort hab ich dich hervorgebracht und du hast mir dein Antlitz offenbar gemacht.
Elmar Vogel am 22. April 2019
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Unsterblichkeit
Die Götter
denen wir dienen
sind keine
Unsterblichen
ist Sterben eine
Notwendigkeit
um Unsterblichkeit
zu gewinnen
müssen wir sterben
um leben zu können
müssen wir sterben
können -

Unzeit – Unort
Unstet zieht uns falsche Zeit an falsche Orte darum ist unser Tun und Lassen falsch. Falsch ist, was zur falschen Zeit am falschen Ort . Die Erkenntnis Jesu schafft rechte Zeiten und rechte Orte. Rechte Zeit - Ewigkeit Wahrer Raum - Unendlichkeit. Elmar Vogel Oktober 1993
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Das Unwägbare
Ich geh den Weg des Menschensohnes, der beständig an das Unwägbare denkt, um Beständigkeit den Dingen zu verleihen, die von Kindheit an ich liebgewonnen habe und die ich heut schon anerkenne als den hehrsten Teil der Gabe und des Lohnes - für diesen Lohn will ich mich gern kasteien. Tod, Versagen, Niedergang und alles Schmachten – jede bittre Lage, die das Menschenherze so sehr kränkt, ich will sie ansehn und betrachten - will sie auf mich nehmen - so, als hätten ich den Sinn, den alle Bitternisse in sich tragen, bereits verstanden und schon ausgefüllt. Ich möchte gern im tiefsten Herzensgrunde sagen, dass, wenn auch in augenblicklich noch verborgner Weise, jede Regung dieses Daseins dennoch mich beschenkt.
Elmar Vogel / April 2019
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Lyrisches
Hier finden Sie eine Auswahl eigener lyrischer Texte wie: Reime, Gedichte, Sinnsprüche und Prosagedichte, vorwiegend mit thematischem Bezug. Sämtliche Texte unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Die Vervielfältigungsrechte liegen beim Autor.
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Dein helles Wort
Ich habe keine Meinung von mir selbst, da ich ja doch noch werde.
Denn stets wenn ich enttäuscht mich von mir selbst abwende
und mich erkennen muss als Teil der Herde
( jener, der im Grunde meines Herzens ich nie angehören will,)
dann trag ich Trauer und ein Abgrund tut sich vor mir auf,
den zu durchschreiten nimmer ich vermag, in noch so kühnem Lauf.
Dann sinkt die Seele nieder und ich werde still,
erschrocken von der Finsternis der Tiefe und der dunklen Erde.Wer könnte dieses Dunkel je durchdringen,
wer könnte Einhalt ihm gebieten und vollbringen,
dass es zu Geist und Sinn mir wird, woran mir doch so sehr gebricht?
O dass doch endlich zu mir spricht,
was stumm und taub mir auf der Seele lastet –
was blind und töricht durch das Dunkel irrt
und heillos durch die Zeiten hastet.Ach Gott, du sprichst dein Wort
das diese Welt erhellt ja immer nur im Dunkeln
– erhellst den Raum im Hier und Dort.
Was hier gestaltlos ist – was wüst und leer,
darin seh ich deinen hellen Stern nun funkeln
– dort geht er vor mir her in aller tiefster Nacht,
da dringt es zu mir, deines Sohnes Wort:
Es ist vollbracht.Elmar Vogel / Dezember 2018














































